Die Erlanger - ÖsterreicherInnen

 

Menü

Termine

Adressen

Impressionen

Konsulat

 

 

 

Impressum

 

 

 Auszüge aus dem Staatsvertrag

  Impressionen von Feierlichkeiten hier klicken

 
  Staatsvertrag betreffend die Wiederherstellung eines unabhängigen und demokratischen Osterreich

Am 27. Juli 1955 hinterlegte Frankreich als letzte Signatarmacht die Ratifikationsurkunde in Moskau. Damit trat der österreichische Staatsvertrag in Kraft.

Innerhalb von neunzig Tagen, angefangen vom Inkrafttreten des Vertrages - 27. Juli 1955 - , hatten die Streitkräfte der Alliierten und Assoziierten Mächte Österreich zu verlassen.

Das war bis einschließlich 25. Oktober 1955

Präambel
Die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, das Vereinigte Königreich von Großbritannien
und Nordirland, die Vereinigten Staaten von Amerika und Frankreich, in der Folge die Alliierten
und Assoziierten Mächte genannt, einerseits und Osterreich anderseits haben die unterfertigten
Bevollmächtigten ernannt, welche über die nachstehenden Bestimmungen übereingekommen sind:

Teil I. Politische und territoriale Bestimmungen
Artikel 1. Wiederherstellung Österreichs als freier und unabhängiger Staat
Die Alliierten und Assoziierten Mächte anerkennen, dass Österreich als ein souveräner,
unabhängiger und demokratischer Staat wiederhergestellt ist.

Artikel 2. Wahrung der Unabhängigkeit Österreichs
Die Alliierten und Assoziierten Mächte erklären, dass sie die Unabhängigkeit und territoriale
Unversehrtheit Osterreichs, wie sie gemäß dem vorliegenden Vertrag festgelegt sind, achten werden.

Artikel 3. Anerkennung der Unabhängigkeit Osterreichs durch Deutschland
Die Alliierten und Assoziierten Mächte werden in den deutschen Friedensvertrag Bestimmungen
aufnehmen, welche die Anerkennung der Souveränität und Unabhängigkeit Osterreichs durch
Deutschland und den Verzicht Deutschlands auf alle territorialen und politischen Ansprüche in
Bezug auf Osterreich und österreichisches Staatsgebiet sichern.

Artikel 4. Verbot des Anschlusses
1. Die Alliierten und Assoziierten Mächte erklären, das eine politische oder wirtschaftliche Vereinigung
zwischen Österreich und Deutschland verboten ist. Österreich anerkennt voll und ganz seine
Verantwortlichkeiten auf diesem Gebiete und wird keine wie immer geartete politische oder wirtschaftliche
Vereinigung mit Deutschland eingehen.
2. Um einer solchen Vereinigung vorzubeugen, wird Österreich keinerlei Vereinbarung mit Deutschland
treffen oder irgendeine Handlung setzen oder irgendwelche Maßnahmen treffen, die geeignet wären,
unmittelbar oder mittelbar eine politische oder wirtschaftliche Vereinigung mit Deutschland zu fördern oder
seine territoriale Unversehrtheit oder politische oder wirtschaftliche Unabhängigkeit zu beeinträchtigen.
Österreich verpflichtet sich ferner, innerhalb seines Gebietes jede Handlung zu verhindern, die geeignet
wäre, eine solche Vereinigung mittelbar oder unmittelbar zu fördern, und wird den Bestand, das
Wiederaufleben und die Tätigkeit jeglicher Organisationen, welche die politische oder wirtschaftliche
Vereinigung mit Deutschland zum Ziele haben, sowie großdeutsche Propaganda zugunsten der
Vereinigung mit Deutschland verhindern.

Artikel 5. Grenzen Österreichs
Die Grenzen Osterreichs sind jene, die am 1. Jänner 1938 bestanden haben.

Artikel 6. Menschenrechte
1. Österreich wird alle erforderlichen Maßnahmen treffen, um allen unter österreichischer Staatshoheit
lebenden Personen ohne Unterschied von Rasse, Geschlecht, Sprache oder Religion den Genuss der
Menschenrechte und der Grundfreiheiten einschließlich der Freiheit der Meinungsäußerung, der
Presse und Veröffentlichung, der Religionsausübung, der politischen Meinung und der
öffentlichen Versammlung zu sichern.
2. Österreich verpflichtet sich weiterhin dazu, dass die in Osterreich geltenden Gesetze weder in
ihrem Inhalt noch in ihrer Anwendung zwischen Personen österreichischer Staatsangehörigkeit
auf Grund ihrer Rasse, ihres Geschlechtes, ihrer Sprache oder ihrer Religion, sei es in bezug auf
ihre Person, ihre Vermögenswerte, ihre geschäftlichen, beruflichen oder finanziellen Interessen,
ihre Rechtsstellung, ihre politischen oder bürgerlichen Rechte, sei es auf irgendeinem anderen Gebiete,
diskriminieren oder Diskriminierungen zur Folge haben werden.

Artikel 7. Rechte der slowenischen und kroatischen Minderheiten
1. Österreichische Staatsangehörige der slowenischen und kroatischen Minderheiten in Kärnten,
Burgenland und Steiermark genießen die selben Rechte auf Grund gleicher Bedingungen wie alle
anderen österreichischen Staatsangehörigen einschließlich des Rechtes auf ihre eigenen
Organisationen, Versammlungen und Presse in ihrer eigenen Sprache.
2. Sie haben Anspruch auf Elementarunterricht in slowenischer oder kroatischer Sprache und auf
eine verhältnismäßige Anzahl eigener Mittelschulen; in diesem Zusammenhang werden Schullehrpläne
überprüft und eine Abteilung der Schulaufsichtsbehörde wird für slowenische und kroatische Schulen
errichtet werden.
3. In den Verwaltungs- und Gerichtsbezirken Kärntens, des Burgenlandes und der Steiermark
mit slowenischer, kroatischer oder gemischter Bevölkerung wird die slowenische
oder kroatische Sprache zusätzlich zum Deutschen als Amtssprache zugelassen.
In solchen Bezirken, werden die Bezeichnungen und Aufschriften topographischer Natur sowohl in
slowenischer oder kroatischer Sprache wie in Deutsch verfasst.
4. Österreichische Staatsangehörige der slowenischen und kroatischen Minderheiten in
Kärnten, Burgenland und Steiermark nehmen an den kulturellen, Verwaltungs- und
Gerichtseinrichtungen in diesen Gebieten auf Grund gleicher Bedingungen wie andere österreichische
Staatsangehörige teil.
5. Die Tätigkeit von Organisationen, die darauf abzielen, der kroatischen oder slowenischen
Bevölkerung ihre Eigenschaft und ihre Rechte als Minderheit zu nehmen, ist zu verbieten.
Artikel 8. Demokratische Einrichtungen
Österreich wird eine demokratische, auf geheime Wahlen gegründete Regierung haben und verbürgt
allen Staatsbürgern ein freies, gleiches und allgemeines Wahlrecht sowie das Recht, ohne
Unterschied von Rasse, Geschlecht, Sprache, Religion oder politischer Meinung zu einem
öffentlichen Amte gewählt zu werden.
Artikel 9. Auflösung nazistischer Organisationen
1. Österreich wird die bereits durch die Erlassung entsprechender und von der Alliierten Kommission
für Österreich genehmigter Gesetze begonnenen Maßnahmen zur Auflösung der nationalsozialistischen
Partei und der ihr angegliederten und von ihr kontrollierten Organisationen einschließlich der politischen,
militärischen und paramilitärischen auf österreichischem Gebiet vollenden. Osterreich wird auch
die Bemühungen fortsetzen, aus dem österreichischen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen
Leben alle Spuren des Nazismus zu entfernen, um zu gewährleisten, dass die obgenannten Organisationen
nicht in irgendeiner Form wieder ins leben gerufen werden, und um alle nazistische oder militärische
Tätigkeit und Propaganda in Österreich zu verhindern.
2. Osterreich verpflichtet sich, alle Organisationen faschistischen Charakters aufzulösen, die
auf seinem Gebiete bestehen, und zwar sowohl politische, militärische und paramilitärische, als auch
alle anderen Organisationen, welche eine irgendeiner der Vereinten Nationen feindliche Tätigkeit
entfalten oder welche die Bevölkerung ihrer demokratischen Rechte zu berauben bestrebt sind.
3. Osterreich verpflichtet sich, unter der Androhung von Strafsanktionen, die umgehend in
Übereinstimmung mit den österreichischen Rechtsvorschriften festzulegen sind, das Bestehen
und die Tätigkeit der obgenannten Organisationen auf österreichischem Gebiete zu untersagen.

Artikel 10. Besondere Bestimmungen über die Gesetzgebung
1. Österreich verpflichtet sich, die Grundsätze, die in den von der österreichischen Regierung und
vom österreichischen Parlament seit dem 1. Mai 1945 angenommenen und von der Alliierten Kommission
für Österreich genehmigten, auf die Liquidierung der Oberreste des Naziregimes und auf die
Wiederherstellung des demokratischen Systems abzielenden Gesetze und Verordnungen enthalten
sind, aufrechtzuerhalten und ihre Durchführung fortzusetzen, die seit dem 1. Mai 1945 bereits
getroffenen oder eingeleiteten gesetzgeberischen und administrativen Maßnahmen zu vollenden
und die in den Artikeln 6, 8 und 9 des vorliegenden Vertrages festgelegten Grundsätze zu
kodifizieren und in Kraft zu setzen und, soweit dies nicht schon geschehen ist, alle gesetzgeberischen
und administrativen Maßnahmen, die zwischen dem 5. März 1933 und dem 30. April 1945 getroffen
wurden und die in Widerspruch mit den in den Artikeln 6, 8 und 9 festgelegten Grundsätzen stehen,
aufzuheben oder abzuändern.
2. Osterreich verpflichtet sich ferner, das Gesetz vom 3. April 1919, betreffend das
Haus Habsburg-Lothringen, aufrechtzuerhalten.

Artikel 11. Anerkennung der Friedensverträge
Osterreich verpflichtet sich, die volle Geltung der Friedensverträge mit Italien, Rumänien, Bulgarien,
Ungarn und Finnland und anderer Abkommen oder Regelungen anzuerkennen, die von den Alliierten
und Assoziierten Mächten bezüglich Deutschlands und Japans zur Wiederherstellung des Friedens
herbeigeführt worden sind oder künftig herbeigeführt werden.

Teil III
Artikel 20. Zurückziehung der Alliierten Streitkräfte
1. Das Obereinkommen über den Kontrollapparat in Osterreich vom 28. Juni 1946 verliert mit
dem Inkrafttreten des vorliegenden Vertrages seine Wirksamkeit.
2. Mit dem Inkrafttreten des vorliegenden Vertrages hört die gemäß Paragraph 4 des Abkommens
über Besatzungszonen in Osterreich und die Verwaltung der Stadt Wien vom 9. Juli 1945 errichtete
interalliierte Kommandantur auf, irgendwelche Funktionen hinsichtlich der Verwaltung der Stadt Wien
auszuüben. Das Obereinkommen über die Besatzungszonen in Osterreich tritt mit der Beendigung
der Räumung Osterreichs durch die Streitkräfte der Alliierten und Assoziierten Mächte gemäß
Paragraph 3 dieses Artikels außer Kraft.
3.Die Streitkräfte der Alliierten und Assoziierten Mächte und die Mitglieder der Alliierten Kommission
für Österreich werden innerhalb von neunzig Tagen, angefangen vom Inkrafttreten des vorliegenden
Vertrages, soweit irgend möglich, spätestens bis zum 31. Dezember 1955, aus Österreich zurückgezogen.


Teil IV. Aus dem Krieg herrührende Ansprüche

Artikel 21. Reparationen
Von Osterreich werden keine Reparationen verlangt, die sich aus dem Bestehen eines Kriegszustandes
in Europa nach dem 1. September 1939 ergeben.

Artikel 22. Deutsche Vermögenswerte in Osterreich
Die Sowjetunion, das Vereinigte Königreich, die Vereinigten Staaten von Amerika und Frankreich
haben das Recht, über alle ehemaligen deutschen Vermögenswerte in Osterreich gemäß dem
Protokoll der Berliner Konferenz vom 2. August 1945 zu verfügen.
1. Die Sowjetunion erhält für eine Geltungsdauer von dreißig Jahren Konzessionen auf Ölfeldern,
die 60% der Ölförderung in Osterreich im Jahre 1947 entsprechen, sowie Eigentumsrechte an allen Gebäuden,
Konstruktionen, Ausrüstung und anderen Vermögenschaften, die zu diesen Ölfeldern gehören.
2. Die Sowjetunion erhält Konzession auf 60% aller im östlichen Österreich gelegenen Schurfgebiete, die deutsche Vermögenschaften sind, auf welche die Sowjetunion gemäß dem Potsdamer Abkommen Anspruch hat
und welche derzeit in ihrem Besitz sind.
Die Sowjetunion hat das Recht, in den in diesem Paragraphen erwähnten Schurfgebieten acht Jahre
hindurch Schurfarbeiten durchzuführen und anschließend durch einen Zeitraum von 25 Jahren,
beginnend mit dem Zeitpunkt des Fündigwerdens, Öl zu gewinnen.
3. Die Sowjetunion erhält Ölraffinerien mit einer jährlichen Gesamtproduktion von 420000 Tonnen Rohöl.
4. Die Sowjetunion erhält jene mit der Verteilung von Ölprodukten befassten Unternehmungen, die sie
zur Verfügung hat.
5. Die Sowjetunion erhält die in Ungarn, Rumänien und Bulgarien gelegenen Vermögenswerte der DDSG;
desgleichen 100% der im östlichen Österreich gelegenen Vermögenswerte der Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft.
6. Die Sowjetunion überträgt an Österreich Vermögenschaften, Rechte und Interessen, die sie als deutsche Vermögenswerte mit der vorhandenen Ausstattung innehat oder beansprucht, und überträgt auch
Kriegsindustrie-Unternehmungen zusammen mit vorhandenen Ausstattungen, Häusern und ähnlichen Immobiliarvermögen einschließlich von in Österreich gelegenen Grundstücken, die sie als Kriegsbeute innehat
oder beansprucht. Osterreich verpflichtet sich seinerseits, der Sowjetunion 150000000 USA-Dollar in frei konvertierbarer Währung innerhalb eines Zeitraumes von sechs Jahren zu zahlen.
Die angeführte Summe wird der Sowjetunion von Osterreich in gleichen dreimonatlichen Raten
von 6250000 Dollar in frei konvertierbarer Währung gezahlt werden.
Als Sicherstellung für die pünktliche Zahlung der obenerwähnten der, Sowjetunion zustehenden Summen
wird die Österreichische Nationalbank der Staatsbank der UdSSR innerhalb von zwei Wochen nach
Inkrafttreten des vorliegenden Vertrages Wechsel über die Gesamtsumme von 150000000 USA-Dollar
ausstellen, die zu den im vorliegenden Artikel vorgesehenen Zeitpunkten fällig zu stellen sind.
 

Zeitleiste Österreich bis zum Staatsvertrag hier ein Auszug

03.11.1918   Waffenstillstand zwischen der k. u. k. Armee Österreich-Ungarn und den alliierten und assoziierten Mächten in der Villa Giusti bei Padua.
    Während der 20 Jahre der 1. Republik Österreich (1918 - 1938), war es nicht gelungen die Wirtschaft zu stabilisieren. Anstatt die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise 1929 durch gezielte Konjunkturpolitik abzufangen, betrieb die Österreichische Bundesregierung Währungspolitik: Aus Angst vor einer neuerlichen Inflation wurden große Mengen an Gold und Devisen gehortet. Eine halbe Million Arbeitslose waren daher leichte Beute für die Nationalsozialisten, denn man klammerte sich an den Strohhalm eines starken Führers.
Nov. 1918   Als Gegengewicht zu den sozialistischen und kommunistischen Milizen in den Städten entstanden ab November 1918 auf dem Land rechtsgerichtete Wehrverbände, Heimatschutz oder Heimwehr genannt. Sie sollten Übergriffe heimkehrender Soldaten oder entlassener Kriegsgefangener verhindern. Da von Südosten her, aus dem Staat der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS-Staat, später Jugoslawien genannt), infolge unklarer Volkstumsgrenzen Gefahr zu erwarten war, wurden die in Kärnten und der Steiermark stehenden Einheiten auf Befehl der Regierung bewaffnet und von kriegserfahrenen Offizieren organisiert. Zusammenstöße mit Linken waren fortan Dauerzustand.
12.11.1918   Mit dem Untergang der Österreichisch-Ungarischen Monarchie im Jahre 1918 war das „alte Österreich“ gestorben. Dr. Karl Renner, erster Staatskanzler, musste bei den Friedensverhandlungen in St. Germain das „Friedensdiktat“ unterzeichnen. Auf der Rampe des Wiener Parlaments rief er am 12. November 1918 die „Republik Deutsch – Österreich“ aus. Der Anschluss an Deutschland schien zweckmäßig, zumal niemand an dieses „der Rest ist Österreich“ glaubte. Österreich war ein Staat, den keiner wollte. Auf Grund des Wahlergebnisses zur konstituierenden Nationalversammlung von 1919 wurde eine Koalitionsregierung aus Sozialdemokraten und Christlich-sozialen gebildet, der bedeutende Persönlichkeiten aus beiden Parteien angehörten und an deren Spitze der Sozialdemokrat Dr. Karl Renner stand.
05.12.1918   Die erste Bewährungsprobe kam, als am 5.12.1918 die Kärntner Landesversammlung den bewaffneten Widerstand gegen die eindringenden SHS-Truppen beschloss. Ziel der Invasoren war es, die slowenisch besiedelten Gebiete Österreichs an sich zu bringen.
     
     
16.02.1919   In Deutsch-Österreich finden erstmals freie und gleiche Wahlen statt: Die Konstituierende Nationalversammlung wird gewählt. Die Sozialdemokraten erhalten 69 Mandate, die Christlichsozialen 63 und die Deutschnationalen 24 Mandate.
25.02.1919   Der deutsch-österreichische Staatssekretär des Äußern trifft in Weimar ein, um über einen Anschluss an das Deutsche Reich zu verhandeln.
03.03.1919   Die Regierungen des Deutschen Reichs und Deutsch-Österreich stehen einem Zusammenschluss beider Länder grundsätzlich positiv gegenüber. Nachdem beide Länder sich auf Verhandlungen über eine Zoll- und Handelsunion verständigt haben, reist die österreichische Delegation nach Wien zurück.
15.03.1919   Der Sozialdemokrat Karl Renner (1870-1950) wird von der deutsch-österreichischen Nationalversammlung zum Staatskanzler gewählt.
23.03.1919   Der ehemalige österreichische Kaiser und ungarische König Karl I. verlässt Österreich und geht in die Schweiz ins Exil.
03.04.1919   Die Nationalversammlung spricht die Landesverweisung und Enteignung des Hauses Habsburg-Lothringen aus. Ferner wird die Todesstrafe abgeschafft und das Führen von Adelstiteln verboten.
17.04.1919   "Gründonnerstagsputsch" in Wien: Nach ungarischem Vorbild wollen Kommunisten eine Räterepublik konstituieren. Die Polizei verhindert den Putsch mit Waffengewalt.
20.07.1919   In Saint-Germain übergeben die alliierten Staaten die Friedensbedingungen an Deutsch-Österreich. Staatskanzler Renner spricht sich vehement gegen die geforderte Abtretung Böhmens und Mährisch-Schlesiens aus.
02.09.1919   Am 2.9.1919 segnete der Staatsvertrag von Saint-Germain die Schaffung Österreichs ab. Südtirol und das Kanaltal fielen an Italien, die Südsteiermark mit Marburg und das Mießtal an den SHS-Staat sowie Feldsberg und Böhmzell an die Tschechen. Das bisher ungarische Burgenland wurde im Gegenzug österreichisch. Im Klagenfurter Becken sollte eine Volksabstimmung über die Staatszugehörigkeit entscheiden. Der Staatsname Deutsch-Österreich musste in Österreich geändert werden, der Anschluss an Deutschland blieb verboten. Vergebens protestierte der Sozialist Karl Renner gegen die Abtretung des Sudetenlandes und den Schandvertrag. Der weitgehend entwaffnete Staat verpfändete gegen alliierte Lebensmittellieferungen das Bauholz, die Salzbergwerke, alles städtische Eigentum, den Staatsbesitz und die Goldreserven. Immerhin stimmte in Kärntens Zone A die Bevölkerung 1920 mehrheitlich für Österreich, so dass weitere Trennungsversuche unterblieben.
06.09.1919  
Annahme des Staatsvertrags von St. Germain (Verbot des Anschlusses).
10.09.1919   Unterzeichnung des Friedensvertrags zwischen Deutsch-Österreich und den Entente-Staaten in Saint-Germain bei Paris. Österreich muss Südtirol bis zum Brenner, das Küstenland mit Görz und Triest, Istrien und Gebiete von Dalmatien an Italien abtreten. Dem Land wird ein Berufsheer mit 30.000 Mann zugestanden. Für die Lufthoheit und die Hoheit über die Wasserstraßen werden Auflagen wie im Versailler Vertrag erteilt. Gleiches gilt für Reparationszahlungen. Österreich wird ein Anschluss an das Deutsche Reich untersagt. Verlust der sudetendeutschen und südsteirischen Gebiete, Volksabstimmung in Kärnten unter internationaler Kontrolle.
Italien annektiert am 10. Oktober Südtirol.
16.10.1919   Die österreichische Nationalversammlung in Wien ratifiziert den Vertrag von Saint Germain.
21.11.1919   Gesetz über die Umbenennung der "Republik Deutschösterreich" in "Republik Österreich" gemäß dem Vertrag von St. Germain.
     
     
14.08.1920   Bildung der "Kleinen Entente" zwischen dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen sowie der Tschechoslowakei. Sie richtet sich gegen Revisionsansprüche von Seiten Österreichs und Ungarns
16.12.1920   Einstimmige Aufnahme der Republik Österreich in den Völkerbund.
10.10.1920   Volksabstimmung in Kärnten. 59 Prozent der Zone A, südlich der Drau, stimmten für Österreich.
22.10.1920   Ende der Großen Koalition; in der Folge Regierung der Christlichsozialen, die Sozialdemokraten in der Opposition.
Die Christlichsozialen kündigten bereits 1920 diese erste große Koalition, die von Beginn an durch gegenseitiges Misstrauen geprägt war. Bei den Wahlen zum Nationalrat 1920, 1923 und 1927 erhielten die Christlichsozialen die Mehrheit. Sie bildeten mit mehreren kleineren Parteien die Regierung und stellten den Bundeskanzler, der ab 1922 Prälat Dr. Ignaz Seipel hieß.
16.12.1920   Österreich wird einstimming in den Völkerbund aufgenommen.
     
     
16.04.1921   Kundgebungen auf dem Wiener Rathausplatz fordern den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich.
24.04.1921   Bei einer inoffiziellen Volksabstimmung in Tirol votieren 98,8 Prozent der Wahlbeteiligten für den Anschluss an Deutschland. Das Abstimmungsergebnis blieb ohne Folgen.
29.05.1921   Nach dem Plebiszit in Tirol stimmen inoffiziell auch in Salzburg 99,5 Prozent für den Anschluss an Deutschland. Die Alliierten drohen mit Streichung aller Hilfsprogramme, falls die Anschlussdebatte nicht beendet werde.
26.07.1921   Mit dem Inkrafttreten des Friedensvertrags von Trianon ist Ungarn zur Abtretung des Burgenlandes verpflichtet - Im Burgenland beginnt der ungarische Widerstand gegen die einrückenden österreichischen Einheiten.
24.08.1921   24.8.-25.8.: Unterzeichnung der Friedensverträge zwischen den USA und dem Deutschen Reich bzw. Österreich. Die Verträge legen Reparationszahlungen fest, verzichten jedoch auf die Klärung der Kriegsschuldfrage.
13.10.1921   Durch italienische Vermittlung kommt eine Einigung über das Burgenland zustande. Ungarn übergibt den Großteil des Landes kampflos, über den Raum Ödenburg (Sopron) soll eine Volksabstimmung über die Abtretung entscheiden.
14.12.1921   14.-16.12.1921: Volksabstimmung in Raum Ödenburg ergibt Mehrheit für Ungarn
31.12.1921   Die Lebenshaltungskosten sind im Jahr 1921 in Österreich um 573 % gestiegen.
     
     
01.01.1922   Wien wird von Niederösterreich abgetrennt und selbständiges Bundesland
01.04.1922   Tod des letzten österreichischen Kaisers Karl I. in Funchal (Madeira).
14.07.1922   Das Notenbankgesetz wird erlassen: Die Notenbank (Österreichische Nationalbank genannt) wird mit einem Aktienkapital von 30 Millionen Goldkronen errichtet und soll den Geldumlauf und Zahlungsausgleich mit dem Ausland regeln.
04.10.1922   Die Genfer Protokolle über die Völkerbundanleihe von 650 Millionen Goldkronen auf 20 Jahre für Österreich werden unterzeichnet. Internationale Garantie für die Souveränität Österreichs.
26.11.1922   Ein außerordentlicher Kabinettsrat beschließt radikale Sparmaßnahmen im Rahmen des Wiederaufbauprogramms. 100.000 Staatsbeamte sollen bis Mitte 1924 abgebaut werden.
     
     
19.02.1923   Nach mehreren Zusammenstößen mit der Heimwehr bildeten die Sozialisten am 19.2.1923 den Republikanischen Schutzbund als Parteimiliz.
12.04.1923   Republikanischer Schutzbund als Selbstschutzorganisation der Sozialdemokratischen Partei wird vom Innenministerium zugelassen.
04.05.1923   Die Nationalsozialisten halten in Wien eine Versammlung. Die Polizei verhindert Störversuche sozialdemokratischer und kommunistischer Arbeiter. Nach der Versammlung Zusammenstöße der Gruppen.
21.10.1923   In Österreich Nationalratswahlen, gleichzeitig in Wien Landtagswahlen. Karl Seitz wird am 13.11. Bürgermeister von Wien und Ignaz Seipel wird am 20.11. wieder Bundeskanzler.
     
     
01.06.1924   Attentat auf Bundeskanzler Ignaz Seipel, der dabei schwer verletzt wird.
08.11.1924   Der österreichische Bundeskanzler Ignaz Seipel (1876-1932) tritt mit seinem Kabinett zurück. Anlass sind die anhaltenden Meinungsverschiedenheiten zwischen der Regierung und den Bundesländern über die Finanzpolitik.
20.11.1924   Regierung Ramek tritt ihr Amt an.
12.12.1924   Der Schilling löst die Krone als neue Währung in Österreich ab. Damit ist auch die Inflation endgültig zu Ende. Tritt aber erst am 01.03.1925 in Kraft.
Ein Schilling entspricht 10.000 Papierkronen. Eine Goldkrone hat den Wert von 1,41 Schilling.
20.12.1924   Hitler erhält eine großzügige Bewährungsfrist und wird aus der Festungshaft entlassen.
     
     
01.03.1925   Die am 12.12.1924 eingeführte neue Schilling-Währung tritt in Kraft. Der Währungsumtausch ist vom 20.12.1924 bis 31.05.1937 möglich.
30.04.1925   Hitler verliert auf eigenen Antrag die österreichische Staatsbürgerschaft und ist staatenlos.
04.06.1925   Gründung des "Österreichisch-deutschen Volksbunds Wien", der den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich aufgrund des Selbstbestimmungsrechts erwirken will.
18.07.1925   Adolf Hitler veröffentlicht den ersten Teil seiner programmatischen Schrift "Mein Kampf", die er während seiner achtmonatigen Festungshaft in Landsberg (Bayern) verfasst hat.
13.08.1925   Die österreichische Regierung verweigert Hitler die Einreise zum Kongress der österreichischen Nationalsozialisten.
17.08.1925   17.08. - 18.08.: Der bevorstehende Zionistenkongress führt zu antisemitischen und regierungsfeindlichen Demonstrationen in Wien. Gemeinsam protestieren Nationalsozialisten, Deutschnationale und Christlichsoziale gegen den von der Bundesregierung genehmigten Kongress.
30.08.1925   Reichstagspräsident Löbe spricht sich für den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich aus. Auf dem Wiener Rathausplatz demonstriert der österreichisch-deutsche Volksbund in einer Großkundgebung für den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich.
19.10.1925   Eisenstadt wird zur Landeshauptstadt des Burgenlandes erhoben.
     
     
     
04.05.1926   Gründung des "Nationalsozialistischen Deutschen Arbeitervereins (Hitlerbewegung)" in Wien.
16.10.1926   Wegen eines angedrohten Streiks der Bundesbediensteten tritt der christlichsoziale Bundeskanzler Rudolf Ramek zurück..
20.10.1926   Der christlichsoziale Parteiobmann Prälat Ignaz Seipel bildet seine vierte Regierung..
03.11.1926   "Das Linzer Programm" (Hauptdokument des sogenannten Austrofaschismus) wird auf dem Sozialdemokratischen Parteitag in Linz beschlossen. Das Linzer Programm strebt den Übergang von der kapitalistischen zur sozialistischen Gesellschaftsordnung an (u. a.: Die Sozialdemokratie betrachtet den Anschluss Deutschösterreichs an das Deutsche Reich als notwendigen Abschluss der nationalen Revolution von 1918....).
29.11.1926   Der Parteirat der Christlichsozialen beschließt ebenfalls in Linz ein neues Parteiprogramm
     
     
30.01.1927   Bei einem Zusammenstoß zwischen Schutzbündlern und Mitgliedern der faschistischen Frontkämpfervereinigung in Schattendorf (Burgenland) werden zwei Menschen von Frontkämpfern erschossen. Bis zu diesem Zeitpunkt beträgt die Zahl der bewaffneten politischen Zusammenstöße sei Kriegsende in Österreich bereits 65, die 80 tote und 176 Schwerverletzte forderten.
04.02.1927   Nach der Ernennung von zwei jüdischen Professoren kommt es an der Wiener Universität zu antisemitischen Ausschreitungen.
02.03.1927   Waffensuche des Bundesheeres nach sozialdemokratischen Waffen im Wiener Arsenal.
24.04.1927   In Österreich finden die dritten Nationalratswahlen der Ersten Republik statt. Regierung Seipel V ab 19.05. im Amt (Koalition aus Christlichsozialen, Großdeutschen und Landbund).
14.07.1927   Der Freispruch von drei Angehörigen der Heimwehr, die wegen eines Überfalls auf Angehörige des Republikanischen Schutzbundes in Schattendorf angeklagt waren, führt in Wien zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Arbeitern und der Polizei. Der Justizpalast wird in Brand gesteckt. Als die Feuerwehr am Löschen gehindert wurde, gab Polizeipräsident Johannes Schober Schießbefehl. 89 Menschen kommen ums Leben, etwa 1.000 werden verletzt.
15.07.1927   15.07.  bis 16.07.: Ein ganztägiger Generalstreik und ein befristeter Verkehrsstreik werden nur zum Teil befolgt. Arbeiterdemonstrationen gegen das Urteil vom Schattendorfer Prozess münden in schwere Ausschreitungen - Brand des Justizpalastes.
01.10.1927   In Südtirol tritt eine Verordnung in Kraft, die italienischsprachigen Unterricht in allen Volksschulen vorschreibt. Offizielle Schriftstücke dürfen nicht mehr auf deutsch veröffentlicht werden. Ebenso untersagt sind deutschsprachige Texte auf öffentlichen Straßen-, Orts- und sonstigen amtlichen Hinweisschildern.
13.01.1928   Österreichische Nationalsozialisten rufen zu einer Protestkundgebung gegen die "freche jüdisch-negerische Besudelung" der Wiener Staatsoper auf. Die Jazzoper "Jonny spielt auf" bleibt jedoch wegen des großen Publikumszuspruchs bis März auf dem Programm.
04.02.1928   Die Wiener Nationalsozialisten fordern ein Auftrittsverbot für die amerikanische Tänzerin Josephine Baker (1906-1975).
27.06.1928   Der sozialdemokratische Abgeordnete Albert Sever stellt im Nationalrat das "Kriegswirtschaftliche Ermächtigungsgesetz" vom 24.07.1917 aufzuheben. Mit den Stimmen der Regierungskoalition wird der Antrag abgelehnt.
19.07.1928   Während des 10. Sängerbundfestes in Wien wird immer wieder der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich gefordert.
31.08.1928   Der Ministerrat beschließt den Beitritt Österreichs zum Briand-Kellogg Pakt. Der Pakt (Kriegsächtungspakt) wurde am 27.08. in Paris auf Initiative des französischen Außenministers Aristide Briand und seines amerikanischen Kollegen Frank Billings Kellogg von 15 Nationen unterzeichnet. Der Pakt erklärt den im nationalen Interesse geführten Angriffskrieg für völkerrechtswidrig, enthält aber keine Vereinbarungen über Sanktionsmaßnahmen im Fall einer Zuwiderhandlung. Über Abrüstungsmaßnahmen wird keine Einigung erzielt.
07.10.1928   Gleichzeitiger Aufmarsch von Heimwehr und Schutzbund in Wiener Neustadt. Die Exekutive steht bereit, es kommt zu keinen Zwischenfällen.
05.12.1928   Wilhelm Miklas (1872-1953) wird im dritten Wahlgang von der Bundesversammlung zum österreichischen Bundespräsidenten und damit zum Nachfolger von Michael Hainisch gewählt.
18.12.1928   Bundeskanzler Ignaz Seipel erklärt, dass er in der Heimwehr - mit gewissen Einschränkungen - einen Bundesgenossen der bürgerlichen Parteien sehe.
     
     
27.01.1929   Der christlichsoziale Arbeiterführer Leopold Kunschak stellt fest: "Die Heimwehrbewegung nimmt eine Entwicklung, die sie als Gefahr für das parlamentarische System erscheinen lässt".
03.02.1929   Heimwehrmänner stören in Gloggnitz (Niederösterreich) eine Versammlung der Sozialdemokraten, 36 Personen werden verletzt. Ebenso am 24.03. in Gratwein bei Graz bei einem Heimwehraufmarsch.
03.04.1929   Eine Regierungskrise führt zum Rücktritt der Regierung unter Bundeskanzler Seipel.
04.05.1929   Der Vizepräsident der Handels- und Gewerbekammer, Ernst Treer Ritter von Streeruwitz bildet eine neue Bundesregierung - Koalitionsregierung, gebildet aus Vertretern von Christlichsozialen, Großdeutschen und Landbund.
18.08.1929   Zusammenstoß zwischen Schutzbündlern und Heimwehrmännern in St. Lorenzen (Steiermark), drei Tote und rund 250 Verletzte.
19.08.1929   Sozialdemokratische Arbeiter überfallen in Vösendorf bei Wien drei Heimwehrmänner. Der dabei getötete Franz Janisch ist Mitglied der NSDAP und gilt bei den Nationalsozialisten daher als erster "Blutzeuge" in Österreich.
25.09.1929   Bundeskanzler Streeruwitz erklärt seinen Rücktritt.
26.09.1929   Wiens Polizeipräsident und Altbundeskanzler Johannes Schober bildet seine dritte Regierung mit mehreren außerparlamentarischen Perönlichkeiten.
24.10.1929   Der "Schwarze Freitag" an der New-Yorker Börse leitet die Weltwirtschaftskrise ein. Die künstlich hochgetriebenen Aktienkurse fallen um bis zu 90 Prozent. Der Crash an der Wallstreet hat vor allem für die deutsche Wirtschaft gravierende Folgen. Die kurzfristigen Auslandskredite werden aus Deutschland zurückgezogen. Die Konkurse häufen sich, Arbeitslosenzahl und die Kurzarbeit steigen sprunghaft an.
27.10.1929   Großkundgebung der Heimwehr auf dem Wiener Heldenplatz: 12.800 Heimwehrmänner versammeln sich in Wien, darunter etwa 2000 Jäger der "Privatarmee" des Fürsten Ernst Rüdiger von Starhemberg.
07.12.1929   Reform der Bundesverfassung, Erweiterung der Rechte des Bundespräsidenten (Ernennung und Enthebung der Bundesregierung, Notverordnungsrecht für den Bundespräsidenten, kann den Nationalrat auflösen, Oberbefehlshaber des Bundesheeres)..
     
     
17.01.1930   Der Landbund gründet in ganz Österreich Bauernwehren.
20.01.1930   In der Schlussakte der zweiten Haager Konferenz wird Österreich von den Reparationspflichten befreit.
06.02.1930   Bundeskanzler Schober unterzeichnet in Rom einen Freundschaftsvertrag zwischen Österreich und dem faschistischen Italien.
18.05.1930   Im Korneuburger Eid gab sich die Heimwehr am 18.5.1930 endlich ein politisches Programm (faschistisches Programm). Man fordere den "Volksstaat des Heimatschutzes", der zum Wohl des Volkes Staat und Wirtschaft neu ordnen sollte. Eigene Vorteile und Parteipolitik sollten diesem Kampfziel untergeordnet werden. Der westliche Parlamentarismus und der Parteienstaat wurden verworfen. Die neue Ordnung sollte auf der Selbstverwaltung der Stände aufgebaut sein, mit einer aus führenden Ständevertretern und den bewährtesten Heimwehrführern gebildeten starken Führung.
27.06.1930   Bis 03.07. verheeren Heuschreckenschwärme große Teile Österreichs.
02.09.1930   Ernst Rüdiger Starhemberg wird Bundesführer des gesamten österreichischen Heimatschutzes.
25.09.1930   Bundeskanzler Schober tritt mit seiner dritten Regierung zurück, da er die Zusammenarbeit mit der Heimwehr ablehnt. Heeresminister Vaugoin bildet am 30.09. eine Minderheitsregierung aus Christlichsozialen und Heimwehr.
01.10.1930   Bundespräsident Wilhelm Miklas löst den Nationalrat auf und setzt Neuwahlen an.
09.11.1930   Bei den letzten freien Nationalratswahlen der Ersten Republik am 9. November 1930, bei denen die NSDAP erstmals kandidierte, aber mit 3,03 Prozent noch kein Mandat erringen konnte, wurde die Sozialdemokratische Partei wieder von der Regierung ausgeschlossen, obwohl sie mit 71 Mandaten stärkste Partei war.
29.11.1930   Bundeskanzler Vaugoin tritt mit seiner Regierung zurück.
05.12.1930   Der Landeshauptmann von Vorarlberg Otto Ender bildet eine neue Regierung (Christlichsoziale, Großdeutsche, Landbund).
     
     
07.01.1931   In Wien kommt es zu Demonstrationen der politischen Rechten gegen den Antikriegsfilm "Im Westen nichts Neues" von Lewis Milestone (1895-1980). Die österreichische Regierung beugt sich - wie bereits die Reichsregierung im Vorjahr - dem Druck der rechtsextremen Demonstrationen und verbietet den Film.
19.03.1931   Deutschland und Österreich vereinbaren Richtlinien für eine Zollunion zwischen beiden Ländern.
21.03.1931   Frankreich, Italien und die Tschechoslowakei protestieren gegen die deutsch-österreichische Zollunion, da diese gegen das Genfer Abkommen vom 04.10.1922 verstößt.
25.04.1931   Der Bundesparteitag der Christlichsozialen in Klagenfurt distanziert sich erstmals deutlich von der Heimwehrbewegung.
02.05.1931   Ernst Rüdiger Fürst Starhemberg tritt als Bundesführer der Heimwehr zurück. Sein Nachfolger wird der steirische Landeskommandant Walter Pfrimer.
09.05.1931   Die französische Deputiertenkammer lehnt die deutsch-österreichische Zollunion einstimmig ab.
16.06.1931   Bundeskanzler Otto Ender tritt mit seiner Regierung zurück.
20.06.1931   Der christlichsoziale Landeshauptmann von Niederösterreich, Karl Buresch, bildet eine Koalitionsregierung der bürgerlichen Parteien.
03.09.1931   Außenminister Johannes Schober erklärt in Genf, dass Österreich die Zollunion mit dem Deutschen Reich "nicht weiter zu verfolgen denke".
12.09.1931   Heimwehrführer Walter Pfrimer unternimmt einen Putschversuch.
09.10.1931   Der Christlichsoziale Wilhelm Miklas wird zum zweiten Mal zum Bundespräsidenten gewählt.
18.12.1931   Der Hochverratsprozess gegen den Anfang Dezember aus Jugoslawien nach Österreich zurückgekehrten Putschisten Walter Pfrimer endet mit einem überraschenden Freispruch der Geschworenen.
     
     
   
1932    
27.01.   Wegen Differenzen mit den Großdeutschen tritt die erste Regierung Buresch zurück.
29.01.   Regierung Buresch II (Minderheitenregierung aus Christlichsozialen und Landbund) ohne Beteiligung der Großdeutschen.
Bei Übergriffen nationalsozialistischer Uniformierter an der Wiener Universität werden mehrere jüdische Studierende verletzt.
25.02.   Die Braunschweiger Regierung ernennt Adolf Hitler, den Führer der NSDAP, zum Regierungsrat und erkennt ihm damit die deutsche Staatsbürgerschaft zu.
05.03.   Der christlichsoziale Arbeiterführer Leopold Kunschak fordert die "Entwaffung der Parteienarmeen".
24.04.   Große Stimmengewinne der Nationalsozialisten bei Landtagswahlen in Niederösterreich, Salzburg und Wien auf Kosten der Rechtsparteien.
06.05.   Eine Misstrauenserklärung der Parlamentsmehrheit und der Ruf nach Neuwahlen führen zum Rücktritt der zweiten Regierung Buresch..
17.05.   In Friesach (Kärnten) wird erstmals ein Nationalsozialist zum Bürgermeister gewählt.
20.05.   In Österreich bildet der ehemalige Landwirtschaftsminister Dr. Engelbert Dollfuß mit nur einer Stimme Mehrheit eine neue Koalitionsregierung aus der Christlichsozialen Partei, dem "Landbund" und dem rechtsgerichteten "Heimatblock" (Heimwehr) und regieren gegen die Sozialdemokratie, die bei den Wahlen 41 Prozent der Stimmen erzielte.
23.05.   Der steirische Heimwehrführer Walter Pfrimer erklärt, er nehme nur mehr Weisungen aus München, der Zentrale der NSDAP, entgegen. Damit ist die Spaltung der Heimwehrbewegung endgültig vollzogen.
27.05.   Saalschlacht zwischen Sozialdemokraten und Nationalsozialisten in Hötting (Innsbruck) fordert einen Toten und 60 Verletzte.
09.06.   Ernst Rüdiger Fürst Starhemberg erbittet in Rom Waffenlieferungen für die Heimwehr.
10.07.   Zusammenstoß zwischen Sozialdemokraten und Heimwehrmännern in Göß (Steiermark) mit 40 Verletzten.
29.09.-02.10.   Die Nationalsozialisten veranstalteten einen Gauparteitag in Wien.
30.09.   Schlägerei im Wiener Gemeinderat zwischen Sozialdemokraten und Nationalsozialisten mit Verletzten.
01.10.   Die Regierung Dollfuß wendet erstmals das "Kriegswirtschaftliche Ermächtigungsgesetz" von 1917 an.
16.10.   In Wien-Simmering kommt es zu blutigen Zusammenstößen zwischen österreichischen Nationalsozialisten und Sozialdemokraten (Republikanischen Schutzbund) mit 3 Toten und 64 Verletzten.
19.10.   Österreichs Bundeskanzler Dollfuß erlässt ein Aufmarschverbot für Nationalsozialisten und für den sozialdemokratischen Schutzbund.
04.12.   Zusammenstoß zwischen Nationalsozialisten und Heimwehrmännern in Wolfern (Oberösterreich) mit 34 Verletzten.
     
   
1933    
30.01.   Nationalsozialistische Machtergreifung in Deutschland. Adolf Hitler wird deutscher Reichskanzler.
15.02.   Höchststand der Arbeitslosigkeit in Österreich mit 402.000 unterstützten Arbeitslosen, zusammen mit den nicht gezählten "Ausgesteuerten" rund 600.000 Arbeitslose
01.03.   Zweistündiger Eisenbahnerstreik - Bahnhöfe werden vom Bundesheer besetzt.
04.03.   Sogenannte "Selbstausschaltung des Parlaments". Nach Rücktritt der drei Nationalratspräsidenten ist das Parlament arbeitsunfähig.. Die bestehende verfassungsmäßigen Möglichkeiten zur Beilegung der Parlamentskrise werden nicht genützt.
05.03.   Christlichsoziale Führer sprechen sich  dafür aus, vorerst ohne Nationalrat (autoritär) zu regieren
07.03.   Der Ministerrat beschließt, mit Hilfe des "Kriegswirtschaftlichen Ermächtigungsgesetzes von 1917" ohne Parlament autoritär zu regieren. Mit dem gleichzeitig verkündeten Versammlungsverbot beginnt die autoritäre Regierungsführung. Die autoritäre Regierungsweise bedeutet de facto das Ende der Demokratie in Österreich.
15.03.   Die Regierung Dollfuß verhindert mit Hilfe der Polizei das erneute Zusammentreten des Parlaments
25.03.   Die Regierung verbietet den Republikanischen Schutzbund in ganz Österreich. Am 30./31. wird der Bund aufgelöst, bleibt aber illegal bestehen.
13.04.   Bei einem Besuch in Italien erklärt Göring die grundsätzliche Übereinstimmung von Faschismus und Nationalsozialismus. Bei Gesprächen mit dem italienischen Ministerpräsidenten Benito Mussolini ergeben sich jedoch Differenzen, weil Italien die Souveränität Österreichs garantiert hat.
10.05.   Bundeskanzler Dollfuß bildet sein Kabinett um. Karl Buresch wird Finanzminister, Fritz Stockinger wird Handelsminister und Vinzenz Schumy wird Innenminister. Die Bundesregierung beschließt ein vorläufiges Verbot von Landtags- und Gemeinderatswahlen bis zum 31.10. Das Verbot wird dann bis zum 31.03.1934 verlängert.
20.05.   Der österreichische Bundeskanzler Dollfuß gründet eine überparteiliche "Vaterländische Front" gegen den Nationalsozialismus..
26.05.   Verbot der Kommunistischen Partei in Österreich
27.05.  

Die deutsche Reichsregierung verhängt über Österreich die Tausendmarksperre (deutsche Staatsbürger müssen vor einer Reise nach Österreich die Gebühr von RM 1.000,- erlegen). Durch die Schädigung des österreichisches Fremdenverkehrs sollte die Wirtschaft weiter geschwächt werden und die Regierung Dollfuß gestürzt werden. Besonders für Tirol bedeutete das einen großen Schaden für den Fremdenverkehr. Die Übernachtungen gingen von 4 433 200 in den Jahren 1929 – 1933 auf 508 700 in den Jahren 1933 – 1937 zurück.
Im „Juliabkommen“ 1936 (11. Juli 1936) zwischen Österreich mit Deutschland wird die „Tausend-Mark-Sperre“ wieder aufgehoben.

05.06.   Bundeskanzler Dollfuß und Justizminister Kurt von Schuschnigg unterzeichnen in Rom ein Konkordat mit dem Heiligen Stuhl.
19.06.   Dollfuß verbietet die Aktivitäten der NSDAP in Österreich nach Terroranschlag gegen christliche Turner in Krems. Die Nazis gingen in den Untergrund. "Böllerattentate, Flugzettel und Schmieraktionen, ließen das Leben im Lande nicht zur Ruhe kommen."
Die Terrorwelle der nationalsozialistischen Sprengstoff- und Bombenanschlägen nahm immer mehr zu und erschütterten und verunsicherten ganz Österreich. Sie führte sogar zur Einführung der bereits 1919 abgeschafften Todesstrafe.
03.10.   Der österreichische Bundeskanzler Dollfuß überlebt das Attentat eines Nationalsozialisten trotz zweier Schussverletzungen.
11.09.   Auf dem Wiener Trabrennplatz veranstaltet die "Vaterländische Front" ihre erste Großkundgebung. Trabrennplatzrede: Dollfuß verkündet das "Ende der Parteienherrschaft"
23.09.   Die Verordnung zur "Errichtung von Anhaltelagern zur Internierung politischer Häftlinge" wird erlassen.
27.09.   Die Heimwehr tritt kooperativ in die Vaterländische Front ein. Fürst Starhemberg löst die Partei "Heimatblock" auf.
03.10.   Bundeskanzler Dollfuß wird bei einem nationalsozialistischen Revolverattentat leicht verletzt..
10.11.   Wiedereinführung der Todesstrafe in Österreich
     
     
   
1934    
Jänner   Das Jahr beginnt mit einer abermaligen Terrorwelle der Nationalsozialisten, nachdem zahlreiche Nationalsozialisten durch eine Weihnachtsamnestie enthaftet worden sind. Nach ca. 140 Sprengstoffanschlägen überreicht die Bundesregierung der deutschen Reichsregierung unter Adolf Hitler eine Protestnote, wegen der nationalsozialistischen Übergriffe, die von deutscher Seite zurückgewiesen wird.
17.01.   Der österreichische Bundeskanzler Engelbert Dollfuß verkündet, gegen die Forderungen der deutschen Regierung nach einem Anschluss Österreichs beim Völkerbund zu protestieren. Die italienische Regierung unterstützt diese Position.
02.02.   100.000 niederösterreichische Bauern demonstrieren in Wien gegen den NS-Terror.
09.02.   Versöhnliche Rede des christlichsozialen Leopold Kuntschak im Wiener Gemeinderat
12.-15.02.   Sogenannte Februarunruhen: Der bewaffnete Konflikt begann am 12.02., als Polizeikräfte und die paramilitärische Heimatwehr in Linz bei Sozialdemokraten nach versteckten Waffen suchten. Die Kämpfe dehnten sich rasch auf Wien aus. Es kam zum Bürgerkrieg in Österreich. Verhängung des Standrechtes. In Wien kommt es zu schweren Kämpfen zwischen der Polizei und bewaffneten Arbeitern, die Sozialdemokraten rufen den Generalstreik aus. Vor allem in den großen Wiener Gemeindebauten (Karl-Marx-Hof, etc) leistete der Schutzbund, die verbotene sozialdemokratische Wehrformation, heftigen Widerstand gegen Polizei, Militär und Heimwehr. Der Aufstand wurde schließlich unter Einsatz der Artillerie niedergekämpft. Man zählte 314 Tote und 800 Verwundete. Daraufhin verbietet Dollfuß alle Sozialdemokratischen Organisationen und lässt ihre Führer verhaften. Neun Schutzbundführer wurden standrechtlich hingerichtet. 10.000 Sozialdemokraten kommen in so genannte Anhaltelager. Die NSDAP verhält sich neutral.
17.02.   Frankreich, Großbritannien und Italien erklären die Notwendigkeit "die Unabhängigkeit und Integrität Österreichs ... aufrechtzuerhalten und übernehmen eine Sicherheitsgarantie für die Selbständigkeit Österreichs.
17.03.   Unterzeichnung der "Römischen Protokolle": Italien, Österreich und Ungarn vereinbaren die wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit.
24.04.   Die Bundesregierung erlässt die "Verfassung 1934"
30.04.   Letzte Nationalratssitzung der Ersten Republik. Die nur mehr 76 stimmberechtigten Abgeordneten nehmen 466 von der Regierung seit dem 07.04. erlassene Notverordnungen mit 74:2 Stimmen an. Mit der Annahme der Notverordnungen der Regierung Dollfuß durch das Parlament endet die parlamentarische Republik in Österreich, das nun ein ständisch gegliederter Staat wird.
01.05.   Die Demokratie wurde offiziell abgeschafft. Dollfuß rief den Ständestaat aus mit der neuen autoritären Verfassung, in dem es keine Wahlen und keine Parteien gab.
Mai-Juni   Nationalsozialistische Terrorwelle; zahlreiche Verhaftungen; nach Deutschland flüchtende Nationalsozialisten werden in der Österreichischen Legion erfasst.
10.07.   Bundeskanzler Dollfuß bildet seine dritte Regierung.
12.07.   Die Bundesregierung beschließt ein Gesetz zur Abwehr politischer Gewalttaten, das den Besitz von Sprengstoff nach dem 18.07. unter Todesstrafe stellt.
25.07.   In Wien wird Bundeskanzler Dollfuß bei einem misslungenen nationalsozialistischen von Hitlerdeutschland begünstigten Putschversuch von Nationalsozialisten ermordet. Die massenweise Erhebung in ganz Österreich, auf die die Nationalsozialisten gehoffte hatten, blieb aus. Der Aufstand wird vom Unterrichtsminister Kurt Schuschnigg niedergeschlagen, der fünf Tage später neuer Bundeskanzler wird.
29.07.   Bundesminister Kurt Schuschnigg wird zum Bundeskanzler ernannt und mit der Bildung einer neuen Regierung betraut.
31.07.   Acht Hauptbeteiligte des nationalsozialistischen Putschversuchs vom 23. Juli werden hingerichtet.
08.08.   Trauerfeier der Vaterländischen Front für Dollfuß auf dem Wiener Heldenplatz: rund 15.000 Teilnehmer.
21.08.   Bundeskanzler Schuschnigg reist zu einem Treffen mit dem "Duce" Benito Mussolini nach Florenz.
27.09.   Frankreich, Großbritannien und Italien erklären gemeinsam die Notwendigkeit eines unabhängigen Österreich.
27.10.   Bundeskanzler Schuschnigg nimmt Verhandlungen mit der "Nationalen Opposition" auf - ein vergeblicher Versuch, den inneren Frieden im Lande wieder herzustellen.
31.10.   Der österreichische Bundeskanzler Schuschnigg erklärt den autoritären Ständestaat als notwendig zur Überwindung des Parteienstreits. (Die Bezeichnung „Austrofaschismus“ ist sowohl in der Öffentlichkeit als auch in wissenschaftlichen Arbeiten kein allgemein akzeptierter Begriff. Zur Charakterisierung dieses Regimes werden unterschiedliche (und oft parteipolitische motivierte) Bezeichnungen wie „(Christlicher) Ständestaat“, „Autoritärer Staat“, „konservativ-bürgerliche Diktatur“ oder eben „Austrofaschismus“ verwendet.)
     
   
1935    
07.01.   Frankreich und Italien verhandeln über einen "allgemeinen Nichteinmischungspakt" für Österreich.
20.01.   Vizekanzler Ernst Rüdiger Fürst Starhemberg erklärt auf der Führertagung der niederösterreichischen Heimwehr: "Wir werden uns mit den anderen Gegnern auseinandersetzen müssen" - gemeint sind Bundeskanzler Kurt Schuschnigg und der so genannte Politische Katholizismus
26.01.   Erster Wiener Opernball nach dem Ersten Weltkrieg mit 4.000 Gästen und der gesamten Bundesregierung..
11.04.   Im oberitalienischen Stresa (Dreimächtekonferenz) schließen die Ministerpräsidenten Flandin, MacDonald und Mussolini ein Bündnis gegen die deutsche Aufrüstung und für den Erhalt der Eigenstaatlichkeit Österreichs.
21.05.   In einer Rede nimmt Hitler Bezug auf die gegen Deutschlands Aufrüstung gerichteten Bündnisse von Stresa und Paris. Er spricht vom Friedenswillen des Deutschen Reichs.
21.06.   Die bereits weitgehend nationalsozialistisch orientierte Frontkämpferbewegung wird aufgelöst.
13.07.   Das österreichische Parlament erlaubt die Rückkehr der Familie Habsburg-Lothringen und regelt die Rückgabe des 1919 eingezogenen Vermögens. Dadurch erhält die monarchistische Bewegung in Österreich deutlichen Auftrieb.
03.08.   Die Großglockner-Hochalpenstraße wird feierlich eröffnet. Die Maut erbringt bereits 1935 742.984 Schilling.
09.10.   Österreich erklärt in Genf, dass es sich nicht an den Sanktionen gegen Italien beteiligen wird. Der Völkerbund hat zuvor mehrere Zwangsmaßnahmen gegen das faschistische Italien beschlossen, nachdem der "Duce" Benito Mussolini seine Truppen am 03.10. in Abessinien einmarschieren ließ.
17.10.   Bundeskanzler Schuschnigg bildet seine zweite Regierung.
18.11.   Die vom Völkerbund verhängten Sanktionen gegen Italien treten in Kraft. Das Deutsche Reich beteiligt sich nicht an den Sanktionen - das ist ein erster Schritt in Richtung der zukünftigen Achse Berlin-Rom.
23.12.   Bundeskanzler Schuschnigg verkündet eine "Weihnachtsamnestie" für politische Gefangene.
     
   
1936    
09.03.   Mit dem Besuch des tschechoslowakischen Ministerpräsidenten Milan Hodza in Wien beginnt eine Phase der engen Zusammenarbeit zwischen Österreich und der CSR.
März   Sozialistenprozess, Anklage wegen Hochverrats gegen illegale sozialdemokratische Parteifunktionäre.
01.04.   Alle Wehrverbände werden in der "Vaterländischen Front" zusammengefasst.
29.04.   Eine Verordnung sieht die Rückgabe des Habsburgervermögens vor (wegen der zahlreichen Proteste nicht realisiert).
12.05.   Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg und Vizekanzler Ernst Rüdiger Fürst Starhemberg beraten über ein Abkommen mit dem Deutschen Reich. Der politisch auf Rom ausgerichtete Führer der "Vaterländischen Front" Fürst Starhemberg lehnt jedoch jegliche Zusammenarbeit mit Berlin ab.
13.05.   Ein enthusiastisches Glückwunsch-Telegramm Starhembergs an Mussolini (anlässlich des italienischen Sieges in Abessinien) bietet für Schuschnigg die Gelegenheit, seinen Vizekanzler zum Rücktritt zu veranlassen. Mit dem Ausscheiden Starhembergs ist der Weg frei für ein Abkommen mit dem Deutschen Reich.
15.05.   Nachdem Bundeskanzler Schuschnigg am Tag zuvor die Regierung umgebildet hat, übernimmt er die Führung der "Vaterländischen Front".
11.07.   Deutsch-österreichisches Verständigungsabkommen, das so genannte Juliabkommen. "Im Sinne der Feststellungen des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler vom 21.05.1935 anerkennt die Deutsche Reichsregierung die volle Souveränität des Bundesstaates Österreich".
Mit diesem Abkommen hoffte der österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg Zeit zu gewinnen. Das Abkommen brachte Erleichterungen und Amnestierung für illegale Nazis  und bedeutete die Voraussetzung zur Bildung der "Achse" . Im Herbst desselben Jahres schlossen Hitler und Mussolini den Pakt Berlin-Rom. Damals kam "das makabre Scherzwort" auf, "diese Achse sei der Spieß, an dem Österreich braun gebraten werde".
12.08.   Der "Duce" Benito Mussolini warnt den österreichischen Militärattache in Rom, Oberst Emil Liebitzky, vor Adolf Hitlers Aggressionsplänen.
28.08.   Das Unterrichtsministerium kündigt die Gründung des "Österreichischen Jungvolks" zur "vaterländischen Erziehung der Jugend außerhalb der Schule" an.
09.10.   Am 09.10.1936 löste Schuschnigg alle Wehrverbände auf und erklärte die Frontmiliz der Vaterländischen Front unter dem Veteranen Hülgerth zur einzig legalen militärischen Organisation neben dem Bundesheer.
01.11.   Benito Mussolini spricht erstmals von einer "Achse Berlin-Rom".
03.11.   Kurt von Schuschnigg bildet seine vierte Regierung ohne Beteiligung ehemaliger Heimwehrmänner.
11.11.   Auf der Konferenz der Staaten der "Römischen Protokolle" in Wien anerkennen Österreich und Ungarn die Eroberung Abessiniens durch Italien.
     
   
1937    
04.02.   Bundeskanzler Schuschnigg ruft den "Siebener Ausschuss" ins Leben. Damit sollen die illegalen Nationalsozialisten zur Mitarbeit an der Regierung herangezogen werden.
22.02.   Der deutsche Außenminister Konstantin Freiherr von Neurath drängt in Gesprächen den österreichischen Bundeskanzler Kurt Schuschnigg zu einer Legalisierung und Regierungsbeteiligung der NSDAP in Österreich.
05.03.   In Deutschland werden fünf österreichische Zeitungen verboten, um den Verkauf des verbotenen "Völkischen Beobachters" in Österreich zu erzwingen.
21.03.   Antiitalienische Ausschreitungen begleiten das Fußballländerspiel Österreich gegen Italien in Wien.
22.04.   Benito Mussolini fordert die österreichische Regierung zu einer Regierungsbeteiligung der NSDAP auf, um den inneren Frieden wiederherzustellen.
26.04.   Bei einem Treffen in Rom mit Mussolini zur "Österreichfrage" erklärt Göring den Verzicht auf Südtirol.
12.05.   Staatssekretär Schmidt führt in London anlässlich der Krönungsfeierlichkeiten für König Georg VI. politische Gespräche über die Lage Österreichs. Auf der Rückreise macht er auch in Paris Station. Trotz durchwegs freundlicher Aufnahme erreicht er keine staatliche Garantie für Österreich.
17.06.   Der österreichische Bundeskanzler Schuschnigg richtet ein "Volkspolitisches Referat" ein und ernennt den Nationalsozialisten Arthur Seyß-Inquart zum Staatsrat. Seine Aufgabe ist es, eine Verbindung zwischen Regierung und "nationaler Opposition" herzustellen.
10.10.   Die neue Reichsbrücke über die Donau in Wien wird dem Verkehr übergeben.
05.11.   Hoßbach-Protokoll: Hitler eröffnet der militärischen Führungsspitze in der Berliner Reichskanzlei seine nächsten Ziele: die Einverleibung Österreichs und der Tschechoslowakei. Werner von Blomberg und Werner Freiherr von Fritsch weisen dabei auf die Risiken eines Kriegs hin, für den das Deutsche Reich noch nicht gerüstet sei.
01.12.   Der ungarische Reichsverweser Miklós Horthy (1868-1957) betont, dass er einen "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich für unausweichlich halte.
11.12.   Italien tritt aus dem Völkerbund aus.
     
   
1938    
12.01.   Auf einer Konferenz von Italien, Österreich und Ungarn lehnt der österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg sowohl einen Völkerbundaustritt als auch einen Beitritt zum Antikominternpakt ab.
27.01.   Bei der Auflösung eines Propagandazentrums der Nationalsozialisten in Wien werden Pläne für bewaffnete Aufstände gefunden.
12.02.   Besprechung Hitler-Schuschnigg auf dem Obersalzberg: In einem Gespräch mit Bundeskanzler Schuschnigg droht Hitler mit dem Einmarsch der Wehrmacht und erzwingt so dessen Einwilligung, die Nationalsozialisten an der Regierung zu beteiligen. Unter Druck unterzeichnet Schuschnigg das so genannte Berchtesgadener Abkommen. Der Nationalsozialist Seyß-Inquart wird Innen- und Sicherheitsminister; Amnestie für politische Straftäter, u. a. für zirka 3.000 Nationalsozialisten.
15.02.   Am 15. Februar 1938 hatte Schuschnigg sein Kabinett umgebildet und die Nazis Artur Seyß-Inquart als Innenminister und Edmund Glaise-Horstenau als Sicherheitsminister in seine Regierung aufgenommen. Das war neben der Freilassung der verhafteten Nazis eine der Hauptforderungen Hitlers in Berchtesgaden gewesen.
16.02.   Da sowohl Italien als auch Großbritannien und Frankreich die Bemühungen Schuschniggs um eine direkte Hilfe gegen Hitler ablehnen, ernennt er den Nationalsozialisten Arthur Seyß-Inquart zum Innenminister.
17.02.   Otto Habsburg appellierte schriftlich an Schuschnigg , ihm die Regierung in Österreich zu übergeben und gefordert, dass "alles geschehen müsse, um eine Befriedung mit der Linken herbeizuführen, die in der letzten Zeit gezeigt habe, dass sie patriotisch und die sicherste Stütze Österreichs sei." Schuschnigg hatte Habsburgs Ansinnen zurückgewiesen.
17.02.   Die illegalen Freien Gewerkschaften beginnen Unterschriftenaktionen in den Betrieben für die Unabhängigkeit Österreichs.
19.02.   Beginn nationalsozialistischer Demonstrationen in den Bundesländern.
24.02.   Mit einer Rede vor dem Bundestag versuchte Schuschnigg am 24. Februar das Ruder noch einmal herumzureißen. "Wir bekennen uns feierlich vor aller Welt zu unserem Vaterland" hatte der Kanzler gesagt und die Rede mit den Worten "Bis in den Tod rot-weiß-rot! Österreich!" geschlossen. Eine Welle patriotischer Begeisterung war die Folge dieser Rede und es zeichnete sich auch der Versuch einer Aussöhnung mit der Linken ab, die erstmals seit dem 12. Februar 1934 wieder legal auftreten konnte. Die Kommunisten stellten sich kompromisslos hinter Schuschnigg, die Revolutionären Sozialisten wollten für ihre Unterstützung aber noch einige Zusicherungen von Regierungsseite. In den folgenden Tagen entstanden nationalsozialistische Unruhen.
09.03.   Von dieser Welle der Zustimmung getragen, bereitete Bundeskanzler Schuschnigg seinen nächsten Coup vor. Für 9. März war in Innsbruck eine Rede vor den Amtswaltern der Vaterländischen Front angesagt. Nur Schuschniggs engste Mitarbeiter, waren darüber informiert, was er dort sagen würde. Doch noch bevor der Kanzler in Innsbruck bekannt gab, dass man am 13. März eine Volksbefragung über die Unabhängigkeit Österreichs durchführen werde, wusste man in Berlin schon davon. Wie man in den nächsten Tagen noch mehrmals feststellen sollte, saßen die Nazis schon in der engsten Umgebung der Männer des Ständestaatregimes.
"Mander, 's ischt Zeit" rief der Kanzler mit den Worten des Tiroler Freiheitshelden Andreas Hofer seinen Zuhörern entgegen. Da wusste er bereits, dass sich sein bis dahin engster ausländischer Verbündeter Mussolini gegen die Befragung ausgesprochen hatte. Bundespräsident Miklas, der die Rede in seiner Wohnung im Kreis der Familie am Radio mitgehört hatte, meinte: "Ob Deutschland das so einfach hinnehmen wird? Wenn das gelingt, dann können wir dem Herrgott dankbar sein." Und Hitler wie auch die österreichischen Nazis waren nicht bereit, die Volksbefragung so einfach hinzunehmen.
10.03.   Adolf Hitler gibt dem Generalstabsschef General Ludwig Beck den Auftrag, den Einmarsch in Österreich vorzubereiten.
11.03.   Deutsches Ultimatum auf Absetzung der Volksbefragung wird erfüllt. Kurze Zeit hatte es am 11. März 1938 den Anschein, als ob das Heer allen Bedenken zum Trotz zur Grenzverteidigung und zum Krieg gegen das Deutsche Reich eingesetzt würde, doch schließlich bekundete der österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg, dass er nicht gesonnen sei, den Befehl zum Blutvergießen zu geben.
Das österreichische Bundesheer hatte im März 1938 einen Mobilmachungsstand von etwa 127 000 Mann, die Präsenzstärke betrug etwa 60 000 Soldaten.
11.03.   Ultimative Forderung Hitlers nach Absetzung der Volksbefragung. Mit der Drohung einer sofortigen Okkupation zwingt Hitler den österreichischen Bundeskanzler Schuschnigg zum Rücktritt. Der deutsche Militärattaché in Wien, Generalleutnant Wolfgang Muff, überbringt dem Bundespräsidenten Miklas das deutsche Ultimatum, dass es bis 19.30 ein Kabinett Seyß-Inquart geben muss oder die Deutschen marschieren ein. Seyß weigerte sich bei der Überbringung dieses Ultimatums dabei zu sein. Inzwischen war auch der deutsche Außenamtsstaatssekretär Wilhelm Keppler in Wien eingetroffen. Er teilte Göring telefonisch mit, dass Miklas das Ultimatum zurückgewiesen hatte. "Dann soll ihn der Seyß-Inquart absetzen!" tobt Göring. Als das deutsche Ultimatum um 19.30 ablief, kam Staatssekretär Skubl mit der falschen Meldung zum Bundespräsidenten, dass deutsche Truppen die Grenzen überschreiten. Auch Schuschnigg bedrängte nun den Präsidenten, Seyß mit der Regierungsbildung zu beauftragen, aber der blieb weiter bei seiner Ablehnung. Miklas wusste auch nicht, dass Schuschnigg um 19.47 Uhr über den Rundfunk eine Rede angesetzt hatte, in der er seinen Rücktritt bekannt gab.

Bundeskanzler Dr. Kurt Schuschnigg sagte in seiner letzten Rede am 11. März 1938: "Ich weiche der Gewalt. Gott schütze Österreich!" Danach bedrängte Schuschnigg den Bundespräsidenten, zur Lösung der Regierungskrise Seyß-Inquart mit der Kanzlerschaft zu beauftragen. Doch Miklas weigerte sich weiter. Noch in der selben Nacht begann der Einmarsch der deutschen. Truppen in unser Land.  In den Bundesländern Übernahme der Macht durch lokale Nationalsozialisten. Hitler ließ sich den Anschluss im Nachhinein in einer manipulierten Volksabstimmung bestätigen. Ergebnis: 99,5% waren für den "Anschluss" an das Deutsche Reich

12.03.   Nach Mitternacht Bestellung Seyß-Inquarts zum Bundeskanzler durch den Bundespräsidenten Miklas. Auf dem Asperner Flughafen landeten  SS-Chef Heinrich Himmler und seine Truppe, die sofort mit der Verhaftung der politischen Gegner begann. Richard Schmitz, Leopold Figl, Friedrich Hillegeist und Franz Olah zählten zu den ersten, die den SSlern in die Hände fielen. SA durchsuchte die nach Osten abgehenden Züge auf freier Strecke nach Flüchtlingen.
12.03.   Die deutsche Wehrmacht marschiert in Österreich ein, dessen Truppen von der Bundesregierung den Befehl erhalten haben, keinen Widerstand zu leisten. Hitler fährt in seine Geburtsstadt Braunau am Inn. Abends spricht er auf einer Großkundgebung in Linz. In ganz Österreich setzt eine Verhaftungswelle gegenüber politischen Gegnern ein.
Österreich" war mit dem 12. März 1938 politisch von der Landkarte verschwunden. Es wurde zur "Ostmark" und später in "Donau- und Alpengaue" eingeteilt. Für Hitler war das die "Heimholung ins Reich". Mexiko war das einzige Land weltweit, das dagegen protestierte.
12.03.   Bereits während der Nachtstunden zum 12. März 1938 - der Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Österreich begann um 5.30 Uhr - kam es zu den ersten Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung Österreichs: Fenster und Geschäftsauslagen wurden eingeschlagen, Juden von SA-Leuten, HJ-Angehörigen und Männern, die als einziges Zeichen ihrer "Autorität" eine Hakenkreuzarmbinde oder ein nationalsozialistisches Abzeichen trugen, verhaftet, geschlagen, gedemütigt und gezwungen, Gehsteige etc. zu reiben. Die Juden Österreichs waren während der ersten Wochen nach dem "Anschluss" gleichsam vogelfrei. Hass, Herrenmenschendünkel, Neid und jahrzehntelanger "salonfähiger" Antisemitismus brachen in Form von Sadismus, Brutalität und einer mittelalterlich anmutenden "Judenhatz" aus.
1938 war es noch Ziel des nationalsozialistischen Regimes, so viele Juden wie möglich zur Auswanderung zu zwingen. Der Terror seitens Gestapo, SS etc., aber auch jener "von unten", d h., von den einheimischen Nationalsozialisten und Anhängern, war ein Faktor, der die Vertreibung beschleunigen sollte. Angesichts der brutalen Misshandlungen, grausamen Demütigungen und umfassenden Beraubung erschien vielen österreichischen Juden Selbstmord als einziger Ausweg. Die Zahl der Selbstmorde innerhalb der jüdischen Bevölkerung Österreichs stieg 1938 auf nahezu 500 Personen an, ein erneuter Anstieg erfolgte 1941 bzw. 1942, nach dem Beginn der Deportationen.
13.03.   Die österreichische Presse wurde beim "Anschluss" über Nacht gleichgeschaltet. Am 10. und 11. März 1938 beherrschten noch Aufrufe zur Volksbefragung am 13. März 1938 die Titelseiten. Bereits ab 12. März illustrierten große Bilder von Adolf Hitler die Aufmacherseiten. Gelegentlich zeugten zwischendurch auch große weiße Flecken von rasanten Vorgängen in den Redaktionen. Rede Hitlers in Linz - Ansprache von Seyß-Inquart in Linz
Die Presse musste den Nationalsozialismus und das "Dritte Reich" in den schönsten Farben darstellen, die Verfehlungen des Ständestaats, der so genannten "Systemzeit", anprangern und ausgiebig Stimmung für die den "Anschluss" rechtfertigende Volksabstimmung am 10. April 1938 machen.
13.03.   Hitler lässt ein Gesetz zum "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich verkünden. Die staatlichen Einrichtungen Österreichs werden durch deutsche Behörden übernommen. Bundespräsident Wilhelm Miklas (1872-1956) verweigert die Unterschrift. Er tritt zurück und übergibt seine Vollmachten Seyß-Inquart.
14.03.   Die Angehörigen des (Noch-)Bundesheeres wurden am 14. März 1938 auf Adolf Hitler vereidigt. Damit sprachen sie einen Eid, der sie nicht mehr einem Land, seinen Menschen und seiner Verfassung, sondern in erster Linie dem "Führer" und Obersten Befehlshaber der Deutschen Wehrmacht verpflichtete. Jeder schwor, notfalls auch sein Leben einzusetzen. Und der Eid wog schwer. Ihn nicht zu halten, wurde als ein Verbrechen gesehen - und wurde in der Regel mit dem Tod bestraft. Damit entstand für die allermeisten Österreicher in der Wehrmacht eine fast ausweglose Situation.
15.03.   "Enthusiastischer Empfang des Führers in Wien" berichtete die gleichgeschaltete "Wiener Zeitung" am 15. März 1938 über die Ereignisse des Vortages. Am gleichen Tag fand die große Parade über die Ringstraße statt, bei der die siegreichen Nazis in Anspielung auf den Schuschnigg-Rücktritt in nicht ganz lupenreinen Reimen "Der Kurt ist furt, jetzt geht's uns guet" skandierten. Hitler verkündete auf dem Heldenplatz vor einer unübersehbaren Menschenmenge: "Als der Führer und Kanzler der deutschen Nation und des Reichs melde ich vor der Geschichte nunmehr den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich". Jene 200.000 Wiener, also etwas mehr als zehn Prozent der Gesamtbevölkerung der Stadt, die sich am 15. März 1938 auf dem Heldenplatz zur jubelnden Begrüßung Hitlers einfanden, sind in das Bewusstsein der Öffentlichkeit innerhalb und außerhalb Österreichs bis in die Gegenwart eingegangen. Von den Zehntausenden von Österreichern, die noch im März von der Gestapo verhaftet wurden, von den nationalsozialistischen Terroraktionen und Rauben erfuhr die Öffentlichkeit nichts. Tausende wurden jedenfalls bereits in der Nacht vom 12. auf den 13. März 1938 verhaftet und in Lager oder ins KZ Dachau gesteckt.
15.03.   Alle österreichischen Beamten werden auf die Person Hitlers vereidigt. Seyß-Inquart wird Reichsstatthalter.
16.03.   Offiziellen Protest gegen die Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich erheben nur Chile, China, Mexiko, das republikanische Spanien und die Sowjetunion.
16.03.   Als am 16. März 1938 im amtlichen Teil der "Wiener Zeitung" die Verordnung der Bundesregierung über die Durchführung der Volksabstimmung am 10. April 1938 veröffentlicht wurde, hieß es dort schon im Paragraph 2: "Ausgenommen vom Stimmrecht ist, wer Jude ist oder als Jude gilt". Das lag ganz auf der Linie jenes Telefonats, das Göring mit Philipp von Hessen am Abend des 12. März geführt hatte. Hessen hatte darin berichtet, dass ihm sein Schwiegervater, der italienische König, von einem Gespräch mit dem polnischen Außenminister Beck erzählt habe, dass nach dem Berchtesgadner Treffen Schuschnigg-Hitler in Wien an einem Tag 25.000 Juden um Pässe angesucht hätten. Hessen: "Man meint, es wäre ganz gut, wenn man die Grenzen ein Weilchen aufmachte, so dass das ganze Geschmeiße 'rauskönne". Göring darauf: "Aber nicht mit den Devisen, sonst rutschen die uns ins Ausland. Die Juden können gehen, aber das Geld lassen sie uns gefälligst da, das haben sie doch nur gestohlen.". Wegen des deutschen Einmarsches fliehen zahlreiche Künstler ins Exil, unter ihnen Carl Zuckmayer, Alfred Polgar (1873-1955) und Ödön von Horvarth. Der Schriftsteller Egon Friedell begeht Selbstmord.
17.03.   Die Wertrelation des österreichischen Schilling zur Reichsmark wird neu festgelegt (1 RM = 1,5öS). Etwas 243 Millionen Schilling Goldreserven und 121 Millionen an Devisenbeständen werden aus der Öster. Nationalbank nach Berling gebracht.
18.03.   Die in Wien tagende Bischofskonferenz beschließt einen Hirtenbrief, die die Empfehlung an die Gläubigen enthielt, bei der Volksabstimmung mit "JA" zu stimmen. Dieser Hirtenbrief wird am 27.03. von allen Kanzeln verkündet.
25.03.   Hitler beginnt eine Reise durch Österreich, bei der er für eine Volksabstimmung zugunsten des Anschlusses an das Deutsche Reich plädiert.
27.03.   In einem Hirtenbrief rufen die katholischen Bischöfe in Österreich dazu auf, für den Anschluss an das Deutsche Reich zu stimmen.
28.03.   Richtlinien des Reichspropagandaministers Joseph Goebbels für den 10. April 1938
01.04.   Am 1. April 1938 ging der erste Transport - der so genannte "Prominententransport" - mit Österreichern in das KZ Dachau.
Unter den 150 Häftlingen befanden sich bekannte Politiker und Gegner des nationalsozialistischen Regimes: Christlichsoziale, Monarchisten, Sozialdemokraten, Kommunisten u. a.; etwa 50-60 Menschen waren jüdischer Religion oder Herkunft.
07.04.   Hitler eröffnet den Bau einer Autobahn zwischen Wien und Salzburg.
Der Bau der Strecke Salzburg-Wien wurde am 7. April 1938 mit einer pompösen Spatenstichfeier unter Beisein Hitlers bei Salzburg begonnen. 5 Wochen nach dem "Anschluss" Österreichs an Hitler-Deutschland war dies nur möglich, weil als Touristen getarnte Techniker der "Reichsautobahnen" schon 1937 Erkundungen durchführten und somit 1938 die Trassenführung weitgehend feststand. Die Grundablösen gingen mit entsprechendem Druck schnell vor sich. Bereits im Sommer 1938 waren von den 150 km zwischen dem Attersee und Melk über 60 km in Bau, wobei 4.000 Arbeiter eingesetzt waren.
10.04.   Nach offiziellen Angaben stimmen in der Volksabstimmung in Österreich und Deutschland 99,73 Prozent für den Anschluss. Der Text des Stimmzettels tat sein weiteres. Er sprach den Stimmberechtigten mit einem vertrauten "Du" an, so was schafft Gemeinschaftsgefühl:
"Bist Du mit der am 13. März 1938 vollzogenen Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich einverstanden und stimmst Du für die Liste unseres Führers Adolf Hitler ?"
Ergebnis der Volksabstimmung:

Bundesland

Stimmberechtigte

Abgegebene Stimmen

Ungültige Stimmen

Gültige Stimmen

Ja

Nein

Nein in %

Wien 1248111 1241940 330 1239610 1234657 4953 0,4
Niederösterreich 992780 991643 1104 990539 989048 1491 0,15
Oberösterreich 583288 582487 353 582134 581504 630 0,108
Salzburg 158680 158293 235 158058 157595 463 0,193
Steiermark 646938 645761 429 645332 644510 822 0,127
Kärnten 243928 243411 326 243085 242673 412 0,169
Tirol 219717 218763 269 218467 217238 1229 0,563
Vorarlberg 95465 94146 512 93643 92354 1280 1,367
Burgenland 171654 171606 52 171554 171491 63 0,037
10.04.   Das Abstimmungsergebnis bestärkt das Ausland in seiner abwartenden Haltung und Nichteinmischungspolitik.
Schule 1938   Der für Kinder wichtige Lebensraum "Schule" war von den politischen Veränderungen 1938 entscheidend mitgeprägt. Schon wenige Wochen nach dem "Anschluss" wurden alle wichtigen Positionen im österreichischen Schulwesen durch nationalsozialistische Funktionäre bzw. Sympathisanten besetzt. Besonders betroffen war der konfessionelle Bereich: konfessionell geführte Schulen wurden geschlossen, religiöse Veranstaltungen im Schulbereich verboten. An die Stelle begründeten Wissens traten die politische Schulung und die körperliche Ausbildung, die über den Sport bis hin zur paramilitärischen Ausbildung reichte.
03.05.   Adolf Hitler reist zu einem Staatsbesuch nach Rom. Er erklärt Benito Mussolini, die Brennergrenze anzuerkennen.
16.05.   Spatenstich für den Bau des Kraftwerks Kaprun am 16. Mai 1938 durch Hermann Göring. Zwischen der Ankunft der ersten Kriegsgefangenen im Oktober 1939 und dem Zusammenbruch 1945 bauten bis zu 4400 Menschen am Tauernkraftwerk, davon nur rund 3 Prozent Deutsche bzw. Österreicher als Ingenieure und Vorarbeiter. Im Herbst 1944, als Strom aus dem Tauernkraftwerk erstmals an das Netz ging, stellten Ausländer ein Viertel der Arbeitskräfte in Deutschland - nämlich 7,6 Millionen. Davon waren 1,9 Mio. Kriegsgefangene und 5,7 Millionen "Zivilarbeiter". Von diesen "sind keine 200.000 freiwillig nach Deutschland gekommen".
24.05.   Um die Einheit Österreichs als Staat endgültig aufzuheben, veranlasst Adolf Hitler eine Aufteilung des Landes in sieben Gaue: Wien, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg, Tirol-Vorarlberg, Steiermark und Kärnten. Eine weitere Maßnahme Hitlers ist die Umbenennung Österreichs in Ostmark, ab 1942 werden Gebiete gemäß Führererlass als Alpen- und Donaugaue bezeichnet.
03.06.   Im Alter von 82 Jahren verlässt der Psychologe Sigmund Freud Wien und emigriert nach London.
14.06.   Das Schriftleitergesetz trat am 14. Juni 1938 in Österreich in Kraft.
01.07.   Die Arbeitszeit von Beamten wird auf 51 Stunden, in Großstädten auf 48,5 Stunden erhöht.
08.08.   Im oberösterreichischen Mauthausen beginnt der Bau des ersten KZ in Österreich.
Bereits am 8. August 1938, wenige Monate nach dem "Anschluss", wurden die ersten Häftlinge in das neue Konzentrationslager Mauthausen überführt. Das NS-Regime errichtete das KZ Mauthausen, um mehr Haftraum für die politisch-ideologischen Gegner zu erlangen. Diese sollten auch in den Steinbrüchen von Mauthausen das Baumaterial für die Prunkbauten in Linz abbauen. Das Doppellager Mauthausen/Gusen wurde als einziges Konzentrationslager in die "Lagerstufe III" eingestuft. Dies bedeutete, dass die Häftlinge nicht mehr zurückkehren sollten. Insgesamt wurden in das KZ Mauthausen, das Zweiglager Gusen und die 49 Außenlager mehr als 190.000 Menschen verschiedenster Nationalität verschleppt. Systematischer Terror, gezielte Tötungsaktionen, Arbeitsausbeutung, mangelnde Ernährung, unzureichende Bekleidung und fehlende medizinische Versorgung führten zum Tod von zirka 100.000 Gefangenen. Ab Ende Oktober 1939 beginnen die ersten Transporte in die Vernichtungslager nach Polen, denen vor allem die Wiener Juden zum Opfer fallen.
29.09.   Das Münchner Abkommen zwischen dem Deutschen Reich, Großbritannien, Italien und Frankreich bestimmt, dass die Tschechoslowakei das Sudetengebiet an das Deutsche Reich abtreten muss.
01.10.   Deutscher Einmarsch im Sudetenland
01.10.  

Am 1. 10. 1938 wurden die Verwaltungsstrukturen der Gaueinteilung angepasst. Das Burgenland teilte man zwischen Niederdonau und Steiermark auf, Tirol und Vorarlberg wurden vereinigt, Osttirol kam zu Kärnten, der Gerichtsbezirk Bad Aussee zu Oberdonau und 97 Umlandgemeinden zu Wien; die Gemeinden Jungholz und Mittelberg wurden Bayern zugeschlagen.
Bereits im Oktober 1938 war es zu einer umfassenden Gebietserweiterung von Wien gekommen, wobei man Vorbildern, wie etwa Groß-Hamburg, folgte. 97 niederösterreichische Gemeinden kamen damals zu Wien, die Zahl der städtischen Bezirke (bisher 21) stieg auf 26, die Erweiterung reichte in alle Himmelsrichtungen tief in bisher niederösterreichisches Gebiet hinein, das Stadtgebiet hatte sich verdreifacht.

08.10.   Am 8. Oktober 1938 kam es zum Sturm der Hitlerjugend auf das Erzbischöfliche Palais, nachdem Kardinal Innitzer tags zuvor bei einer Feier im Stephansdom vor Jugendlichen von Christus als dem Führer der Jugend gesprochen hatte. Antiklerikale und antisemitische Parolen tauchten bald als Zwillinge auf Spruchbändern auf: "Die Pfaffen an den Galgen", "Nieder mit dem Klerus", "Innitzer nach Dachau", "Zum Teufel mit den Jesuiten", "Ohne Juden, ohne Rom, wird erbauet Deutschlands Dom". Und es war Kardinal Innitzer, der als einziger Bischof im deutschen Sprachraum, wie Kardinal Schönborn dieser Tage in Erinnerung rief, 1940 eine "Erzbischöfliche Hilfsstelle für nichtarische Katholiken" einrichtete, die längst nicht nur getauften Juden half, die selbst von der Israelitischen Kultusgemeinde keinen Rechtsbeistand erhielten.
09.11.   "Reichskristallnacht" - "Pogromnacht": In Wien wurden im Verlauf des Pogroms, der hier keineswegs, wie der verharmlosende Begriff "Reichskristallnacht" impliziert, nur eine Nacht, sondern mehrere Tage dauerte, 42 Synagogen und Bethäuser in Brand gesteckt und verwüstet. Tausende jüdische Geschäfte und Wohnungen wurden geplündert, zerstört und beschlagnahmt. 6.547 Wiener Juden kamen in Haft, 3.700 davon in das KZ Dachau; viele von ihnen wurden in Dachau, Buchenwald und anderen Konzentrationslagern ermordet.
10.11.   Am 10. November berichtete der SD-Unterabschnitt Wien: "Mitleid mit dem Los der Juden wurde fast nirgends laut und, wo sich ein solches dennoch schüchtern an die Oberfläche wagte, wurde diesem von der Menge sofort energisch entgegengetreten, einige allzu große Judenfreunde wurden festgenommen." Ja, als am Abend des 10. November in Wien der Befehl gegeben wurde, die "Judenaktion abzubrechen, ... wurden viele Stimmen laut, die bedauerten, dass mit den Aktionen nicht fortgesetzt werden dürfe, denn der heutige Tag sei die Gelegenheit, um mit dem Wiener Judenproblem radikal aufzuräumen". Zutreffend scheint auch die folgende Schilderung im SD-Abschlussbericht zu sein: "Während sich die breiten Volksschichten in ihrer Einstellung zu den getroffenen Maßnahmen von ihrem natürlichen Instinkt leiten ließen und dies dadurch als Befreiung empfunden haben, hat die intellektuelle Oberschicht in den meisten Fällen Bedenken wirtschaftlicher gefühlsmäßiger Natur geäußert."
     
   
1939    
16.03.   Nachdem auch der Rest der Tschechoslowakei von deutschen Truppen besetzt wurde, wird das "Reichsprotektoriat Böhmen und Mähren" errichtet.
31.03.   Der britische Premierminister Arthur Neville Chamberlain gibt eine britisch-französische Garantieerklärung für Polen ab. Vorausgegangen sind Meldungen über deutsche Angriffspläne auf Polen.
14.04.   "Ostmarkgesetz" - Umwandlung der Länder in Reichsgaue
02.05.   Erste Zahlen über die Auswanderung jüdischer Bürger aus Österreich werden in Wien bekannt. Von den rund 180.000 ursprünglich in Österreich lebenden Juden sind bis zum Mai Mai 1939 bereits 99.672 emigriert. In Österreich verbleiben noch etwa 80.000 Juden, davon leben die meisten in Wien.
22.05.   Das Deutsche Reich und Italien schließen ein offensives Militärbündnis ("Stahlpakt").
30.08.   Ein Führererlass verbietet das Abhören ausländischer Rundfunksender.
01.09.   Deutscher Angriff auf Polen - Beginn des Zweiten Weltkrieges.
06.10.   Adolf Hitler richtet ein Friedensangebot an die Westmächte auf der Basis des Status quo - Frankreich und Großbritannien weisen das Angebot zurück.
21.10.   Das deutsche Reich und Italien unterzeichnen ein Abkommen über Südtirol. eine "Umsiedlung der Volksdeutschen ins Deutsche Reich bis zum 31.12.1942 wird vereinbart.
25.10.   Restpolen wird als "Generalgouvernement Polen" mit Hauptstadt Krakau unter deutsche Zivilverwaltung genommen.
     
     
   
1940    
01.01.   Die erste verbrecherische Maßnahme, die die Nationalsozialisten nach ihrer Machtergreifung auf dem Gebiet der "Erb- und Rassenpflege" durchführten, war die zwangsweise Sterilisierung von "Erbkranken" durch das "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" vom 14. 7. 1933, das in Österreich mit Wirkung vom 1. 1. 1940 eingeführt wurde.
26.02.   Ein Bericht des Sicherheitsdienstes schildert die Lage an der Lehrerbildungsanstalt Wien 1: "....legen die Schüler eine derartig schlechte charakterliche und weltanschauliche Haltung an den Tag, dass seitens der Schulleitung größtes Bedenken besteht,, diesen Leuten ein Lehrbefähigungszeugnis auszustellen. ...."
29.02.   Die "Wiener Zeitung" stellt ihr Erscheinen ein. Die amtlichen Verlautbarungen erscheinen ab 01.03. im "Völkischen Beobachter, Wiener Ausgabe".
April   Die Wiener Widerstandsgruppe Scholz, Lederer und Kastelic schließen sich zusammen. Sie haben bereits 1000 Mitglieder.
10.05.   Deutscher Angriff gegen Frankreich beginnt, die Benelux-Staaten werden überrannt.
11.05.   "Dem Ernst der Lage entsprechend" werden alle Tanzveranstaltungen verboten.
10.06.   Die österreichischen Gebirgsjäger ziehen endgültig in Narvik ein.
22.06.   Waffenstillstand von Compi'egne. Frankreich wird in ein besetztes und in ein unbesetztes Gebiet geteilt. Die alliierten britischen Festlandstruppen waren im Verlauf des Westfeldzuges in Dünkirchen nur knapp ihrer Vernichtung entgangen. Zuvor schon, am 15.05. und 28.05., hatten die Niederlande und Belgien sich den deutschen Truppen ergeben müssen und kapituliert.
07.07.   Reichsjugendführer Baldur von Schirach wird zum Gauleiter und Reichsstatthalter von Wien ernannt.
22.07.   Eine große Verhaftungswelle der Nationalsozialisten unter der österreichischen Widerstandsbewegung schwächt den politischen Widerstand erheblich.
Oktober   Auf Wunsch der deutschen Luftwaffe stellen die deutschen Sender ihre Abendsendungen ein.
     
     
   
1941    
02.03.   Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Bulgarien.
25.03.   Die Fenster der Wagen der Wiener Straßenbahnen erhalten einen "durchsichtigen blauen Farbanstrich". Die Vorschrift für die Verdunkelung erlaubt nur blaues Licht.
06.04.   Beginn des Krieges auf dem Balkan.
Der erste dokumentierte Luftangriff in Österreich im 2.Weltkrieg war der Angriff von zwei oder drei Königlich-Jugoslawischen Flugzeugen auf den Grazer Frachtenbahnhof am 6. April 1941.
17.04.   Jugoslawien kapituliert vor den Truppen der deutschen Wehrmacht.
Juni   Laufend Sabotageakte auf den Waggonpark der Reichsbahn.
22.06.   Beginn des Krieges gegen Russland ("Unternehmen Barbarossa").
19.09.   Inkrafttreten der Polizeiverordnung, dass sich Juden nach dem vollendeten sechsten Lebensjahr ohne den gelben Judenstern nicht in der Öffentlichkeit zeigen dürfen.
08.12.   Überraschungsangriff der japanischen Luftwaffe auf den amerikanischen Kriegshafen Pearl Harbor auf Hawaii.
16.12.   Erste interalliierte Konferenz zwischen dem britischen Außenminister Anthony Eden und dem sowjetischen Diktator Josef Stalin erklärt die Wiederherstellung Österreichs zu einem der Kriegsziele.
     
     
   
1942    
15.02.   Wegen Kohlenmangels bleiben die Wiener Theater einen Tag in der Woche geschlossen.
18.02.   Im Berliner Sportpalast erklärt Dr. Joseph Goebbels den "Totalen Krieg". An der "Heimatfront" erfolgen daraufhin zahlreiche Maßnahmen, die das gesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Leben noch mehr einschränken.
13.03.   In den Straßen der Wiener Innenstadt werden zahlreiche Streuzettel mit folgendem Text gefunden: "Hitlers Werk: Krieg, Hunger und Volksversklavung.
06.04.   Die Lebensmittelrationen werden gekürzt.
26.04.   Adolf Hitler erklärt nach einem Abendessen in der Berliner Reichskanzlei, dass Linz nach dem Krieg eine "neue Weltstadt an der Donau" werden soll.
31.05.   Wegen Männermangel werden weibliche Hilfskräfte für den polizeilichen Revierdienst herangezogen.
01.09.   Das "Mitteilungsblatt der österreichischen Freiheitsbewegung" erscheint als Flugblatt.
Oktober   Von den ehemals mehr als 200.000 ÖsterreicherInnen, die nach der Definition der rassistischen "Nürnberger Gesetze" als Jüdinnen und Juden galten, lebten nach dem Ende der großen Deportationswelle im Oktober 1942 noch ca. 8.000 in Wien.
19.11.   Das Kriegsministerium der USA erteilt die Bewilligung eines österreichischen Freiwilligenbataillons. 1942 dienen bereits an die 2000 Österreicher freiwillig in der britischen Armee.
16.12.   Josef Stalin tritt offiziell für die Wiedererrichtung Österreichs als unabhängigen Staat ein.
     
     
   
1943    
    1943 begann man in Österreich mit dem Aufbau einer Luftverteidigung für Industriezentren und zog dazu auch Schüler höherer Klassen heran. Als Ersatz für männliche Arbeitskräfte wurden Frauen rekrutiert, in Industrie und Landwirtschaft wurden Kriegsgefangene und zwangsverpflichtete Personen aus Polen und der Ukraine eingesetzt.
02.02.   Kapitulation der deutschen Truppen bei Stalingrad
05.02.   Die Schließung kriegsunwichtiger Betriebe wird angeordnet.
18.02.   Joseph Goebbels ruft im Berliner Sportpalast zum "totalen Krieg" auf.
10.06.   Landung der Amerikaner auf Sizilien.
August   Ein besonders von den Alliierten beachtetes Flugblatt der "österreichischen Freiheitsfront" wird verteilt. "..Österreicher! Dieser Krieg ist verloren. Die Amerikaner und Engländer sind immer unsere Freunde gewesen. Und haben uns die Russen angegriffen? Oder wir sie? Wir kämpfen nicht für den Kommunismus, aber wir fühlen uns eins mit den russischen Arbeitern und Bauern. Nicht die Russen, sondern die nationalsozialistischen Unterdrücker sind die Feinde Österreichs. Es ist die Pflicht jedes treuen Österreichers, die Front zu sabotieren..."
13.08.   Durch Agenten oder Luftaufklärung waren den Alliierten bereits Anfang 1943 viele Fabriken bekannt. Zu ihrer Zerstörung begann der alliierte Luftkrieg auch gegen den fälschlich als "Luftschutzkeller des Reiches" bezeichneten österreichischen Raum am 13. 8. 1943 mit einem Luftangriff der 9. US-Luftflotte von Nordafrika (Tunesien) aus auf die Messerschmidt-Flugzeugwerke in Wiener-Neustadt an. Die Einwohner zählen 181 Tote und 850 Verletzte.
Die "Wiener Neustädter Flugzeugwerke" lieferten 1940 bereits ein Viertel der Gesamtproduktion der Me 109 Jagdflugzeuge, und in den in den Anlagen der ehemaligen Wiener Neustädter Lokomotivfabrik etablierten "Rax-Werken" wurden nicht nur Lokomotiventender gebaut, sondern hier ist 1943 auch mit der Montage von A-4-Raketen begonnen worden. All dies führte dazu, dass Wiener Neustadt im Zweiten Weltkrieg nahezu vollständig durch Bomben zerstört wurde: Rund 50.000 Bomben legten die Stadt in Schutt und Asche.
Die 15. US-Luftflotte und das britische 205. Bombergeschwader flogen ab November 1943 von Süditalien(Foggia) immer heftigere Angriffe gegen  österreichische Ziele. Bis Mai 1944 waren vor allem die Flugzeugfabriken, seit Februar 1944 Kugellagerfabriken (Steyr) und ab April auch der Großraum Wien mit den 6 Raffinerien und Treibstoffwerken Hauptangriffsziel. Ab Jänner 1945 begannen heftige Angriffe gegen Verkehrsziele, um den Nachschub und Truppentransporte an die Front, die sich immer mehr den Reichsgrenzen näherte, zu unterbinden.
08.09.   Italien akzeptiert die bedingungslose Kapitulation.
30.10.   Die Moskauer Deklaration über Österreich wird anlässlich des Abschlusses der Außenministerkonferenz in Moskau kundgemacht: der "Anschluss" als null und nichtig, die Befreiung des Landes und die Wiederherstellung der Unabhängigkeit Österreichs werden als Ziele propagiert, gleichzeitig aber auf die Verantwortung für die Teilnahme am Kriege Hitlers hingewiesen, woraus sich ein eigener Beitrag zur Befreiung ergebe
01.11.  

Moskauer Deklaration über die Wiedererrichtung eines unabhängigen Staates Österreich. Zwar erfolgte die Befreiung Österreichs vom NS-Regime ausschließlich durch die Streitkräfte der Alliierten im Zweiten Weltkrieg, doch diente der Widerstandskampf der politisch und moralischen Rehabilitierung Österreichs und war im Hinblick auf den in der Moskauer Deklaration der Alliierten (1. 11. 1943) von den Österreichern geforderten eigenen Beitrag zu ihrer Befreiung von eminentem politischen Wert.

     
     
   
1944    
21.03.   Deutsche Truppen besetzen Ungarn.
12.04.   Der erste alliierte Luftangriff auf Wien wird geflogen.
10.05.   Hinrichtung der österreichischen Widerstandskämpfer Pater Karl Roman Scholz und Karl Lederer.
06.06.   Landung der Alliierten in Frankreich.
20.06.   Attentat auf Hitler durch Oberst Stauffenberg und Putschversuch, neue Verhaftungswelle auch in Österreich.
20.07.   Ein Bombenattentat auf Adolf Hitler misslingt. Die Verhaftungswelle der Gestapo erreicht ihren Höhepunkt, wobei die österreichische Widerstandsbewegung fast restlos zerschlagen wird.
18.10.   Die Aufstellung des Volkssturmes wird erlassen, sie betrifft alle männlichen Staatsbürger im Alter zwischen 16 und 60 Jahren..
22.10.   Baldur von Schirach kehrt vom Führerhauptquartier nach Wien zurück und gibt den Führerbefehl bekannt, dass Wien bis zum letzten Stein zu verteidigen sei: "Wer immer den Wunsch ausspreche, Wien zur offenen Stadt zu erklären, werde als Defaitist und Verräter am Großdeutschen Reich behandelt".
11.11.   Alle Reisen über 50 km sind "bescheinigungspflichtig".
24.11.   Das erste österreichische Freiheitsbataillon in Slowenien wird aufgestellt.
18.12.   In Wien wird das "Provisorische Österreichische Nationalkomitee" unter Einschluss der wichtigsten Widerstandsgruppen gegründet. Die wichtigste Gruppierung nennt sich O5, ein Zeichen für Österreich: Der Buchstabe O und der fünfte Buchstabe des Alphabets, also E. Dieses Zeichen wird an mehreren Plätzen angebracht. Der Gruppe gelingt es, von Wien aus nach Westösterreich zu wirken und vor allem im Alpenraum einen militärischen Widerstand aufzubauen. Zunehmend werden auch Österreicher bei den alliierten Truppen eingesetzt.
     
     
   
1945    
    Bis 1945 wurden 1,2 Millionen Österreicher zur Wehrmacht eingezogen. Eine Viertelmillion von ihnen sollte Krieg und Gefangenschaft nicht überleben.
In Österreich wurden mehr als 100.000 Menschen im Zuge rassistischer und politischer Verfolgung ermordet. Über 300.000 Menschen fielen als Soldaten oder Zivilisten dem von Hitlerdeutschland begonnenen Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Die materiellen Schäden, die das Land und seine Menschen erlitten, sind kaum abzuschätzen.
    Bis 1945 bombardierte die am 1. 11. 1943 aufgestellte 14. US-Luftflotte zusammen mit dem 205. britischen Geschwader von Italien aus Österreich. Die schwersten Angriffe fanden im Februar und März 1945 statt. 1943-45 wurden von den Alliierten über Österreich 80.000 t Bomben abgeworfen und rund 30.000 Menschen getötet , 12.000 Gebäude und viele andere Bauwerke wurden zerstört. <Statistik über Luftangriffe auf Österreich> <Infos und Bilder - Wiener Flak-Türme>
Jänner   Anfang 1945 befanden sich in Wien noch ca. 5.800 Juden. Neben so genannten " U-Booten" oder als Juden geltenden "Mischlingen" ("Geltungsjuden") und Angehörigen des Ältestenrates der Juden in Wien waren dies vor allem jene, die, in einer so genannten "Mischehe" mit einem "arischen" Partner lebend, vorläufig von den Deportationen ausgenommen waren, aber trotzdem in ständiger Angst vor einem möglichen Abtransport waren.
04.-11.02.   Der sowjetische Partei- und Regierungschef Josef W. Stalin, der britische Premierminister Winston Churchill und US-Präsident Roosevelt treffen sich auf der Konferenz von Jalta, auf der Frankreich als gleichberechtigte Besatzungsmacht anerkannt wird.
12.03.   Am 12. März wurde Wien von 225 B-17 und 522 B-24 Bombern angegriffen - es war die größte Einzeloperation der 15th USAAF. Hauptziel war die Ölraffinerie Floridsdorf. Es fielen 1.667 Tonnen Bomben. Im gesamten Stadtgebiet kam es zu schweren Schäden. Dadurch brannte die Staatsoper aus. Erheblich beschädigt wurden auch Kunsthistorisches Museum, Burgtheater, Hofburg, Stephansdom und Volkstheater.
16.03.   Die sowjetische Offensive Richtung Wien beginnt.
28.03.   Ab 28. 3. 1945 drangen Sowjettruppen aus Ungarn in Österreich bei Güns ein und eroberten das Burgenland, Wien und die Osthälfte von Niederösterreich sowie die östliche Steiermark; der westliche Teil Österreichs wurde durch Amerikaner, Briten und Franzosen befreit, Südkärnten durch Jugoslawen.
02.04.   Nach dem Einrücken der Roten Armee in Österreich erklärt NS-Gauleiter Baldur von Schirach Wien zur Festung.
04.04.   Am 4.April erreichten russische Truppen die südlichen Vororte von Wien.
11.04.   Mitglieder der O5 errichten in Wien, die erste österreichische Zivilgewalt.
13.04.   05.04. bis 13.04. Schlacht um Wien. Die Rote Armee schließt die Eroberung von Wien ab.
14.04.   Die Sozialistische Partei Österreichs (SPÖ) wird gegründet.
17.04.   Die Österreichische Volkspartei (ÖVP) wird gegründet.
Theodor Körner wird zum Bürgermeister von Wien bestellt.
27.04.  

Proklamation der Wiederherstellung der Republik Österreich durch die drei "antifaschistischen" Parteien ÖVP, SPÖ und KPÖ. Der Sozialdemokrat Karl Renner (1870-1950) bildet in Wien eine provisorische österreichische Regierung (Zweite Republik), die erst am 20. 10. ihre Kompetenz auf ganz Österreich ausdehnen konnte. Dies war der erste Schritt zur Wiedergewinnung der Souveränität Österreichs.

29.04.   Die 1. Französische Armee unterstützt durch das 1.Luftarmeekorps marschierte am 29.April in Vorarlberg ein.
30.04.   Adolf Hitler begeht in der Reichskanzlei in Berlin Selbstmord.
01.05.   Die Bundesverfassung von 1920 in der Fassung von 1929 wird in Kraft gesetzt.
04.05.   Am 4.Mai flog die deutsche Luftwaffe mit vereinzelten Maschinen noch Angriffe gegen Tulln und führte einige Einsätze im Raum Mistelbach durch. Es waren die letzten dokumentierten Einsätze der deutschen Luftwaffe in Österreich.
04.05.   Am Brenner (Alpen) treffen amerikanische Einheiten aus der Normandie und aus Sizilien aufeinander.
05.05.   Das KZ Mauthausen in Österreich wird von den Amerikanern befreit.
08.05.   Kapitulation Deutschlands.  Die Kriegshandlungen in Österreich sind beendet.
Als eine ihrer ersten Amtshandlungen erlässt die Provisorische Staatsregierung das Gesetz über das Verbot der NSDAP. Alle Personen, die zwischen dem 01.07.1933 und dem 27.04.1945 der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen angehört haben, müssen sich registrieren lassen.
13.05.   Die provisorische Staatsregierung Österreichs beschließt ein Verfassungsgesetz über das neuerliche Wirksamwerden der Bundesverfassung vom 1. 10 1920 in der Fassung vom 7. 12 1929.
26.06.   Die Staatsregierung erlässt das Kriegsverbrechergesetz.
04.07.   Erstes Kontrollabkommen der vier Alliierten (USA, UDSSR, Großbritannien und Frankreich). Wiederherstellung Österreichs in den Grenzen von 1937 und Aufteilung in vier Zonen.
09.07.   Die Besatzungsmächte legen die Besatzungszonen fest.
17.07.   Potsdamer Konferenz vom 17.07. bis 02.08.: Die Alliierten beanspruchen das ehemalige Deutsche Eigentum.
22.08.  

Mit einstimmigem Beschluss des UNRRA-Rates wird Österreich in die Hilfsaktion der UNO miteinbezogen

29.08.   Das Burgenland wird wieder ein selbständiges Bundesland.
01.09.   Die Truppen der alliierten Besatzungsmächte übernehmen die vier Besatzungszonen in Wien; bis zum 1.9. war ganz Wien nur von Truppen der Sowjetarmee besetzt.
05.09.  

Die provisorische österreichische Regierung beschließt laut Neues Österreich einen Appell anlässlich der bevorstehenden Londoner Außenministerkonferenz: "Das Schicksal Südtirols beschäftigt neuerdings die Welt. (...). Bis zum Jahre 1919 gab es in diesem Gebiete - abgesehen von der Gegend um Cavalese - kein bodenständiges Italienertum. (...) Nach den Ergebnissen dieses Krieges kann an eine Bedrohung Italiens vom Norden her nicht mehr gedacht werden, da die Vereinten Nationen fest entschlossen sind, das Wiedererstehen eines deutschen Militarismus und Imperialismus zu verhindern (...). Wir bitten daher im Namen des gesamten österreichischen Volkes, vorzüglich des Volkes von Tirol nördlich und südlich des Brenner, es wolle bei den bevorstehenden Friedensverhandlungen mit Italien für Südtirol eine über die Zugehörigkeit dieses Gebietes endgültig entscheidende freie Volksabstimmung angeordnet werden (...). Da Österreich noch nicht den Vereinten Nationen angehört, kann es den in London durch die Außenminister der fünf Weltmächte geleiteten Arbeiten zur Vorbereitung des Friedensvertrages mit Italien offiziell nicht zugezogen werden. Es ersucht daher die Mitglieder der Alliierten Kommission für Österreich, die im Vorstehenden gestellte Bitte vor dem Rate der fünf Außenminister namens Österreichs vorzubringen und nach Kräften zu vertreten." Laut Kabinettsratsbeschluss wurde die Bundesregierung auf die Forderung nach Selbstbestimmung für Südtirol festgelegt.

09.08.   Österreich wird in vier Besatzungszonen eingeteilt. Wien wird Viersektorenstadt.
11.09.  

Der Alliierte Rat für Österreich tritt zum ersten Mal zusammen: Anerkennung der Grundsätze der Moskauer Deklaration und der drei politischen Parteien (ÖVP, SPÖ, KPÖ).

23.09.   Die tägliche Nahrungsmittelration wird in Österreich von 800 auf 1500 Kalorien erhöht.
24.09.   Erste Länderkonferenz in Wien. Erweiterung der Provisorischen Regierung durch Repräsentanten der westlichen Bundesländer.
01.10.   Der Alliierte Rat beschließt die Wiederherstellung der Pressefreiheit.
Der Postverkehr in ganz Österreich wird wieder aufgenommen.
08.10.   Eine viersprachige Identitätskarte wird für alle Österreicher eingeführt.
20.10.   Anerkennung der Provisorischen Staatsregierung Renner durch alle vier Besatzungsmächte
25.11.   Durchführung der ersten Nationalratswahlen: Die ÖVP erhält 85, die SPÖ 76, die KPÖ 4 und die Demokratische Partei 0 Mandate.
28.11.   Rücktritt der provisorischen Staatsregierung Renner und Einführung der neuen Regierung unter Bundeskanzler Leopold Figl
13.12.  

Durchführung der ersten Währungsreform in der Zweiten Republik: Reichsmarknoten und Alliierte Militärschillinge werden pro Kopf der Bevölkerung bis zu 150 Reichsmark in Schillingnoten im Verhältnis 1:1 umgetauscht, das übrige Bargeld wird gesperrt.

18.12.  

Die aufgrund der Nationalratswahlen vom 25. 11 gebildete Regierung unter Bundeskanzler Figl und Vizekanzler Adolf Schärf wird vom Alliierten Rat anerkannt; Ernennung Grubers zum Bundesminister für Äußeres.

20.12.   Amtsantritt der Regierung Figl, die Provisorische Nationalregierung tritt offiziell zurück.
20.12.  

Karl Renner wird einstimmig in Anerkennung seiner Verdienste von der Nationalversammlung (National- und Bundesrat) zum Bundespräsidenten gewählt. Der neu gewählte National- und Bundesrat hält laut Neues Österreich unter dem Vorsitz von Altbürgermeister Karl Seitz seine erste Sitzung ab. Staatskanzler Renner führte in einem Rechenschaftsbericht der Provisorischen Regierung u. a. aus: "Man gebe uns ein gesichertes und ausreichendes Staatsgebiet! Man gebe uns Südtirol zurück, das vor Gott und der Welt uns gehört! Man lasse nicht zu, dass die durch Volksabstimmungen vor einem Vierteljahrhundert festgesetzte Südgrenze der Republik neuerlich bestritten wird. Österreich braucht, um als Schwacher seine Mission zu erfüllen, die Stütze der Vereinten Nationen."

21.12.  

Entschließung des Parlaments betreffend Südtirol; im neu gewählten Nationalrat hält laut Neues Österreich Bundeskanzler Figl eine Rede über die Grundsätze und Ziele seiner Regierung. Er sagt u. a.: "Wir wollen nicht von der Ungerechtigkeit gewisser Grenzziehungen vom Jahre 1918 reden, aber eines ist uns kein Politikum, sondern eine Herzenssache, und das ist Südtirol. Seine Rückkehr nach Österreich ist ein Gebet jedes Österreichers. Als zweites Gesetz unserer Außenpolitik muss ich die Unteilbarkeit unseres Kärntner Landes bezeichnen".

24.12.   In der Weihnachtsbotschaft wendet sich Bundeskanzler Leopold Figl an die Österreicher. "Ich kann Euch zu Weihnachten nichts geben. Ich kann Euch für den Christbaum, wenn Ihr überhaupt einen habt, keine Kerzen geben. Ich kann Euch keine Gaben für Weihnachten geben. Kein Stück Brot, keine Kohlen zum Heizen, kein Glas zum Einschenken. - Wir haben nichts. Ich kann Euch nur bitten: Glaubt an dieses Österreich."
Die materielle Not ist groß, Lebensmittel sind knapp, Heizmaterial nur spärlich vorhanden. Die Preise auf dem schwarzen Markt kaum zu bezahlen: Ein Kilogramm Schmalz kostet 1000 Schilling, ein Brot 40 Schilling, und das alles bei äußerst geringen Familieneinkommen. Es gedeiht der Tauschhandel. Die Stromversorgung in den österreichischen Großstädten ist arg gedrosselt. In jedem Wohnraum darf nur eine einzige Lampe von 25 bis 40 Watt verwendet werden.
     
     
   
nach 1945    
08.03.1946   Ankunft der ersten Lebensmittelsendung der UNRRA (Hilfs- und Wiederherstellungsverwaltung der Vereinigten Nationen) in Österreich-
18.03.1946   Infolge Verzögerungen der UNRRA-Hilfslieferungen müssen in Österreich die Lebensmittelrationen für die Normalverbraucher von 1550 auf 1200 Tageskalorien reduziert werden. Sie müssen im Monat Mai abermals auf 800 bis 900 Kalorien gesenkt werden. Erst im November können die Rationen auf 1550 Kalorien angehoben werden.
27.04.1946   Laut Neues Österreich enthält der Friedensvertragsentwurf für Österreich folgende Hauptpunkte: 1. Die Wiederherstellung der österreichischen Unabhängigkeit mit einer Viermächtegarantie unter der Autorität des Sicherheitsrates der UNO. 2. Beendigung der Besetzung, sobald der Vertrag in Kraft tritt. 3. Die vier Großmächte empfehlen Österreichs Zulassung zur UNO. 4. Österreichs Grenzen sollen die vom 31.12.1937 sein, mit Ausnahme der österreichisch-italienischen Grenzen mit Südtirol, vorausgesetzt, dass Grenzberichtigungen in diesem Punkt von Österreich in Erwägung gezogen werden.
02.05.1946   UNRRA Generaldirektor Fiorello La Guardia erklärt, dass das österreichische Volk zu jenen Völkern der Welt zählt, die dem Niveau des Hungertodes am nächsten seien.
11.05.1946  

Massenveranstaltung für Südtirol auf dem Wiener Rathausplatz, an der ca. 100.000 Personen teilnehmen, "Wiens einziger Schrei: Südtirol! Riesenkundgebung auf dem Rathausplatz" titelt die Wiener Zeitung am 15.5.1946; Figl weist Weißgatterer an, die Beziehungen zur französischen Besatzungsmacht in Tirol zu festigen; Der Außenministerrat beschäftigt sich mit dem österreichischen Memorandum, und Bevin stellt den Antrag, dass Österreicher und Italiener von den Stellvertretenden Außenministern gehört werden sollten. Molotow stimmt dem zu, meldet aber Zweifel an, ob die österreichische Forderung als "geringfügige Grenzberichtigung" im Sinne des 09-Beschlusses aufzufassen sei.

28.06.1946   Das Zweite Kontrollabkommen der Alliierten bringt eine Erweiterung der Befugnisse von Parlament und Regierung.
05.07.1946   Die sowjetische Besatzungsmacht verfügt die Beschlagnahme des sogenannten Deutschen Eigentums (300 Industriebetriebe, 10.000 ha Ackerland, die DDSG, Erdöl).
10.07.1946   Verzicht der USA, Großbritannien und Frankreichs auf das Deutsche Eigentum in ihren Besatzungszonen.
26.07.1946   Erstes Verstaatlichungsgesetz - Verstaatlichung der drei größten Banken, der gesamten Erdöl- und Montanindustrie, der wichtigsten Werke der Metall- und der Elektroindustrie.
02.08.1946   Erste Aufführung der Salzburger Festspiele nach Kriegsende.
05.09.1946  

Die Pariser Friedenskonferenz verweigert den Südtirolern das Selbstbestimmungsrecht. Gruber ist bereit, die Frage der Nennung des territorialen Geltungsbereichs der Autonomie offen zulassen und keine Formel zu verlangen, die das autonome Gebiet unbedingt auf die Provinz Bozen beschränkt. Er bittet Carandini, das Gleiche zu tun, und nicht direkt auf die Vereinigung der beiden Provinzen hinzuweisen: Damit ist der Weg für die Unterzeichnung der Vereinbarung zwischen Alcide De Gasperi und Karl Gruber in der italienischen Gesandtschaft geebnet, die als "Pariser Abkommen" im Artikel 10 Bestandteil des italienischen Friedensvertrags werden und Rechte der Südtiroler sichern soll: Mit diesem als "Pariser Vertrag" (bzw. "Gruber-De Gasperi-Abkommen) in die Geschichte eingehenden Abkommen wird den deutschsprachigen Südtirolern Gleichberechtigung mit den Italienern und ein bestimmtes Maß an Autonomie zugesprochen. Die mangelhafte Ausführung des Abkommens in der Folgezeit führt wiederholt zu Spannungen zwischen Österreich und Italien.

06.10.1946   Die Zensur der Alliierten über die österreichische Inlandspost wird aufgehoben.
16.10.1946   Das Todesurteil gegen Dr. Arthur Seyß-Inquart wird vollstreckt.
Dr. Arthur Seyß-Inquart (geboren am 22. Juli 1892 in Iglau) schloss sich als Rechtsanwalt in Wien bereits in den zwanziger Jahren katholisch-nationalen Verbänden an. Im Juni 1937 wurde er als Repräsentant der nationalen Katholiken Staatsrat, um damit eine Mittlerfunktion zwischen katholischem "Ständestaat" und radikalen Nationalsozialisten zu übernehmen. Offiziell trat er erst am 13. März 1938 der NSDAP bei. Ab dem 13. März 1938 vollzog er zuerst als Bundeskanzler, dann als Reichsstatthalter den "Anschluss". Im September 1939 wurde er Chef der Zivilverwaltung im besetzten Südpolen, anschließend Stellvertreter von Generalgouverneur Hans Frank im "Generalgouvernement". Ab Mai 1940 war Seyß-Inquart Reichskommissar für die besetzten Niederlande. In dieser Funktion trug er die Verantwortung für die Deportation der holländischen Juden in Konzentrations- und Vernichtungslager, für die Zwangsrekrutierung von Arbeitskräften für das "Altreich", Geiselerschießungen und die materielle Ausplünderung der Niederlande. Anfang Mai 1945 wurde Seyß-Inquart von einer kanadischen Einheit verhaftet. Der Internationale Militärgerichtshof in Nürnberg verurteilte ihn am 1. Oktober 1946 zum Tode, das Urteil wurde am 16. Oktober 1946 vollstreckt.
03.11.1946   Die Konferenz der Außenminister (Marshall, Molotow, Bevin, Bidault) in New York tagt vom 3.11. bis 12.12., um aufgrund der Empfehlungen der Pariser Friedenskonferenz die Friedensverträge mit Italien, Rumänien, Ungarn und Finnland endgültig auszuarbeiten, beziehungsweise um die Punkte, die anlässlich der Friedenskonferenz unentschieden geblieben waren, zu klären. An der New Yorker Konferenz nehmen Byrnes, Bevin, Molotow und Couve de Murville (in Vertretung Bidaults) teil. Außer den Friedensverträgen mit den Satellitenstaaten der "Achse" wird auch das Problem der freien Donauschifffahrt, die Frage des Vetorechtes im Sicherheitsrat und das Deutschlandproblem behandelt; der Vertrag mit Österreich über den Minderheitenschutz in Südtirol und über den Durchgangsverkehr zwischen Nord- und Osttirol wird auf Wunsch Molotows mit geringfügigen Änderungen am 3.12. in den Vertrag aufgenommen (die Konzession des sowjetischen Außenministers an die Westmächte erfolgte am 2.12.); die Sowjetunion erhält das Recht, in Ungarn und Rumänien ihre Streitkräfte zum Schutze der Verbindungslinien nach Österreich zu belassen; Verhandlungen über den österreichischen Staatsvertrag sollen bei der nächsten Konferenz in Moskau stattfinden.
10.11.1946   Der Verpflegungssatz für Normalverbraucher wird in Österreich von 1200 auf 1550 Tageskalorien angehoben
03.12.1946   Herabsetzung der Besatzungskosten (15 Prozent des Staatsbudgets)
11.12.1946  

Österreich ist in der Kontrollkommission für den Freihafen Triest; Jugoslawien meldet territoriale Ansprüche auf Kärnten an und erhebt im folgenden Jahr schwere Anschuldigungen. Neben Gebietsforderungen werden 11 Milliarden 600 Millionen Dollar Wiedergutmachung verlangt.

     
     
11.01.1947   Teilweise Einstellung des Personenverkehrs auf den Österreichischen Bundesbahnen wegen Kohlenmangels.
14.01.1947   14.01. bis 25.02.: Erste Verhandlungen über den österreichischen Staatsvertrag finden auf der Konferenz der stellvertretenden Außenminister in London statt.
10.02.1947   Der Friedensvertrag der Alliierten mit Italien wird unterzeichnet. Das später als "europäische Lösung" bezeichnete Gruber-De Gasperi-Abkommen wird im Annex IV des italienischen Friedensvertrages verankert. Artikel 85 des Vertrages bestimmt, dass die Annexe als integrierender Bestandteil des Vertrages anzusehen sind und dieselbe Bedeutung und dieselben Auswirkungen haben wie der Vertrag selbst. Das Abkommen lässt sich in der Folgezeit nur eingeschränkt realisieren.
17.02.1947   Die Neufassung des Nationalsozialistengesetzes tritt in Kraft. 523.833 sind als Nationalsozialisten registriert. Die von österreichischer Seite bereits zu diesem Zeitpunkt gewünschte Aufhebung der Sanktionen für Minderbelastete erfolgt am 21.04.1948.
10.03.1947   10.03. bis 24.04. Moskauer Außenministerkonferenz. Ergebnislose Verhandlungen über einen österreichischen Staatsvertrag.
26.03.1947   Der Nationalrat beschließt die Verstaatlichung der Elektrizitätswirtschaft.
01.04.1947   Das Ausstellen von Reisepässen und Sichtvermerken fällt wieder in die Kompetenz der Bundesregierung.
11,04.1947   Der Alliierte Rat gestattet den freien Warenverkehr zwischen den Besatzungszonen.
01.08.1947   Abschluss der ersten Lohn- und Preisabkommens, das dem Schwarzhandel entgegenwirken und inflationistische Tendenzen eindämmen soll.
12.09.1947   Der erste Heimkehrertransport von Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion trifft ein.
16.09.1947   Der Friedensvertrag mit Italien tritt nach Hinterlegung der Ratifikationsurkunden der Signatarstaaten in Kraft.
19.10.1947   Vorarlberg wird durch ein Verfassungsgesetz wieder ein eigenes Bundesland.
10.11.1947   Der Kaloriensatz für Normalverbraucher wird von 1550 auf 1700 pro Tag erhöht.
11.12.1947   11.12. - 24.12.: Die zweite Währungsreform zur Verringerung des Geldumlaufs wird durchgeführt. Pro Kopf der Bevölkerung werden 150 öS im Verhältnis 1:1 umgetauscht, weitere Beträge werden um zwei Drittel abgewertet.
     
     
21.04.1948   Der Nationalrat beschließt eine Amnestie für minderbelastete Nationalsozialisten (482.000 sind davon betroffen).
26.04.1948   Jugoslawien stellt in einem Memorandum erneut Forderungen - Abtretung eines sog. Slowenisch-Kärnten einschließlich von Klagenfurt und Villach, Abtretung der südlichen Steiermark mit slowenischer Bevölkerung, Reparationen für die während der Besetzung Jugoslawiens angerichteten Schäden in Höhe von 150.000 Dollar
27.04.1948   Der Ministerrat spricht sich gegen die Abtretung von Gebieten an Jugoslawien aus.
02.07.1948   Marshallplan-Abkommen zwischen den Vereinigten Staaten und Österreich wird in Wien unterzeichnet.
27.08.1948   Österreich tritt der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds bei.
13.09.1948   Der Verpflegsatz für Normalverbraucher wird auf 2100 Kalorien pro Tag erhöht.
14.09.1948   Das Ausseer-Gebiet wird von Oberösterreich wieder an die Steiermark rückgegliedert. Damit sind in allen Bundesländern die Grenzen vom 12.03.1938 wiederhergestellt.
03.10.1948   Die US-amerikanische Militärpolizei übergibt die Kontrolle an der Zonengrenze Ennsbrücke der österreichischen Exekutive.
10.10.1948   In Klagenfurt findet eine Großkundgebung gegen die Gebietsforderungen Jugoslawiens statt.
     
     
11.01.1949   Aufhebung der Brot- und Mehlrationierung
26.01.1949   Die Alliierten gestatten den kleinen Grenzverkehr zwischen Österreich und Deutschland.
05.02.1949   Gründung des Verbandes der Unabhängigen (VdU)
09.04.1949   Die Westmächte erklären ihren Verzicht auf Deutsches Eigentum in Österreich.
05.05.1949   Der Europarat wird gegründet.
25.05.1949   Die Sowjetunion hebt die Vorkontrolle des Warenverkehrs an der Grenze zu ihrer Besatzungszone auf.
19.06.1949   Auf der Pariser Außenministerkonferenz verzichtet die Sowjetunion auf die weitere Unterstützung der jugoslawischen Gebietsforderungen.
01.07.1949   Die Sonderbeauftragten der vier Mächte beginnen eine neue Verhandlungsrunde zum Staatsvertrag in London.
06.10.1949   Die Sonderbeauftragten der vier Mächte führen neuerliche Staatsvertragsverhandlungen in New York.
09.10.1949   Nationalratswahlen: 77 ÖVP, 67 SPÖ, 16VdU, 5 KPÖ
08.11.1949   Die neue Regierung tritt ihr Amt an. Bundeskanzler bleibt Leopold Figl.
27.11.1949   Ende der regelmäßigen Heimkehrertransporte aus der UDSSR.
16.12.1949   Der Nationalrat beschließt die Einführung einer Kinderbeihilfe sowie allgemeine Steuersenkungen.
     
     
09.01.1950   Die Sonderbevollmächtigten der vier Mächte setzen ihre Verhandlungen über den Staatsvertrag in London fort.
07.03.1950   Die Bundesregierung fordert in vier gleich lautenden Noten von den Besatzungsmächten Erleichterungen, darunter die Übernahme der Besatzungskosten, die Freigabe beschlagnahmten Wohnraums, die Aufhebung der Zonenkontrolle und der Zensur.
31.03.1950   Der Nationalrat beschließt das Gesetz zum Schutz der Jugend vor Schmutz und Schund.
11.05.1950   Aufhebung der amerikanischen Kontrollen an der Zonengrenze.
21.06.1950   In Österreich wird die Todesstrafe abgeschafft.
31.08.1950   Das Lebensmittelbewirtschaftungsgesetz wird außer Kraft gesetzt, die Zeit der Lebensmittelrationierungen ist damit in Österreich zu Ende.
26.09.1950   Viertes Lohn- und Preisabkommen, daraufhin Aufruf der KPÖ zum Generalstreik (Oktoberstreik). 120.000 Arbeiter streiken.
04.10.1950   Höhepunkt der Streikbewegung, welche jedoch am Widerstand von Regierung und Gewerkschaften scheitert.
31.12.1950   Bundespräsident Karl Renner stirbt in Wien.
     
     
02.01.1951   Bundeskanzler Leopold Figl wird mit den Funktionen des Bundespräsidenten betraut.
16.01.1951   Der Nationalrat beschließt einstimmig, in Zukunft den Bundespräsidenten durch das Volk wählen zu lassen.
06.05.1951   Bei der ersten Bundespräsidentenwahl durch das Volk erreicht kein Bewerber die erforderliche absolute Mehrheit, am 27.05. gewinnt Theodor Körner die Stichwahl gegen Heinrich Gleißner.
01.06.1951   Eine Volkszählung in Österreich ergibt 6.881.100 Einwohner
16.07.1951   Das fünfte Lohn- und Preisabkommen tritt in Kraft.
18.07.1951   Der Nationalrat genehmigt den Beitritt Österreichs zum Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen GATT (General Agreement on Tarifs and Trade).
20.08.1951   Wegen der Fleischknappheit werden zwei fleischlose Tage in der Woche (Dienstag und Freitag) eingeführt. Die Bestimmung bleibt bis 22.07.1952 gültig.
22.09.1951   Eröffnung der Hauptstufe des Tauernkraftwerkes Kaprun.
06.12.1951   Verbalnote Grubers an die italienische Regierung, in der er auf die autonomiefeindlichen Durchführungsbestimmungen zum Autonomiestatut und die Nichterfüllung des Pariser Abkommens verweist. Italienische Antwort vom 24.12.: Dies sei eine inneritalienische Angelegenheit; eine Einmischung Österreichs verbitte man sich.
07.12.1951   Frankreich, Großbritannien und die Sowjetunion erhöhen die Besatzungskosten.
     
     
12.03.1952   Außenminister Karl Gruber verhandelt in Rom über den Austausch von Botschaftern.
14.03.1952   Die Westmächte schlagen der UdSSR den Entwurf eines Räumungsprotokolls für Österreich vor. Am 14.08. lehnt die Sowjetunion den Vertragsentwurf ab.
26.04.1952   Der Stephansdom wird wiedereröffnet, die Pummerin in die Kirch gebracht..
11.06.1952   Die sowjetische Besatzungsmacht gibt die Donauschifffahrt frei.
18.07.1952   Der Nationalrat beschließt die Amnestie für belastete Nationalsozialisten.
30.10.1952   Der Nationalrat beschließt die vorzeitige Beendigung de Legislaturperiode - Neuwahlen am 22.02.1953
14.12.1952   Die Bahnstrecke Wien-Bregenz ist voll elektrifiziert.
20.12.1952   Eine Österreich-Resolution der UNO mit der Aufforderung an die Großmächte, sich über den österreichischen Staatsvertrag zu einigen.
     
     
22.02.1953   Nationalratswahlen: 74 ÖVP, 73 SPÖ, 14 VdU, 4 KPÖ
02.04.1953   Bildung der Regierung Raab I, Koalitionsregierung der großen Koalition. Als Regierungsziele benennt Raab die Beseitigung der Arbeitslosigkeit und die Erringung der Freiheit. Beginn des "Raab-Kamitz-Kurses".
01.05.1953   Die Lebensmittelkarten werden nach 13 Jahren abgeschafft.
08.06.1953   Die sowjetische Besatzungsmacht hebt die Kontrollen an der Zonengrenze auf. Linz und Urfahr werden wieder eine Stadt.
27.06.1953   Eine Amnestie der Sowjetregierung erlaubt 610 Österreichern, die sich aufgrund von Urteilen sowjetischer Militärbehörden in der UdSSR in Haft befinden, die Heimreise.
01.07.1953   Der Marshallplan läuft aus, die US-Wirtschaftshilfe betrug insgesamt 960 Millionen Dollar.
09.07.1953   Aufhebung der Zonenkontrolle durch die Sowjets.
08.10.1953   Geheime Noten der Wiener Regierung an die Westalliierten, Forderung nach Volksabstimmung auch für Südtirol.
30.10.1953   In seiner Regierungserklärung erinnert Bundeskanzler Julius Raab an die Moskauer Deklaration über die Wiederherstellung der Freiheit und Unabhängigkeit Österreichs vor zehn Jahren. Zur Unterstreichung der Erklärung ruht in ganz Österreich um neun Uhr für fünf Minuten die Arbeit.
06.11.1953   Der Alliierte Rat genehmigt die Amnestie für spätheimkehrende Nationalsozialisten.
14.11.1953   Außenminister Karl Gruber tritt zurück.
30.11.1953   Bis zu diesem Zeitpunkt wurden 140.000 Volksdeutsche aus verschiedenen Ländern in Österreich eingebürgert.
04.12.1953   Der Nationalrat verlangt die Revision des Kontrollabkommens über Österreich und fordert, dass die österreichische Gesetzgebung von jeder Einschränkung und jedem fremden Einfluss befreit werden muss.
     
     
25.01.1954   Eine Außenministerkonferenz verhandelt in Berlin bis 28.02. über den Staatsvertrag.
18.02.1954   Scheitern der Staatsvertragsverhandlungen auf der Berliner Außenministerkonferenz trotz der Bereitschaft Österreichs zur Neutralität.
02.07.1954   Die letzte Nummer der amerikanisch beeinflussten Tageszeitung "Wiener Kurier" kommt heraus, sie erscheint mit dem Kopf "Neuer Kurier" weiter.
17.07.1954   Spatenstich für den Bau der Autobahn Salzburg-Wien.
05.10.1954   Die Aliierten unterzeichnen in London das Abkommen über Triest. Die Regelung beseitigt ein Hindernis für den Abschluss des Staatsvertrages.
     
     
09.03.1955   Bundeskanzler Raab gibt bekannt, dass Österreich den Anschluss an die Weltwirtschaft erreicht hat.
16.03.1955   Die Bundesregierung erklärt ihre Absicht, keinen militärischen Bündnissen beizutreten oder militärische Stützpunkte auf dem Staatsgebiet errichten zu lassen.
24.03.1955   Einladung an Bundeskanzler Raab zu Staatsvertragsverhandlungen nach Moskau
12.04.1955   12.04. bis 15.04.: Erfolgreiche Verhandlungen der österreichischen Regierungsdelegation (Raab, Schärf, Figl, Kreisky) in Moskau ("Moskauer Memorandum").
02.05.1955   Die Wiener Botschafterkonferenz bis 12.05. erzielt die Übereinstimmung über den Staatsvertrag.
15.05.1955  

Nach Stalins Tod 1953 kamen in der Sowjetunion gemäßigtere Politiker an die Macht. Schließlich gelang es der österreichischen Regierung unter den Politikern Raab, Schärf, Figl und Kreisky im Jahr 1955 einen Staatsvertrag mit den Besatzern auszuhandeln. Am 15. Mai verkündete der österreichische Außenminister vom Balkon des Prinz-Eugen-Schlosses Belvedere die Unterzeichnung des Staatsvertrages mit den Worten  „Österreich ist frei!“

07.06.1955   Der Nationalrat nimmt den Staatsvertrag und die Neutralitätserklärung einstimmig an.
23.06.1955   Die Identitätskartenverordnung wird aufgehoben.
12.07.1955   Österreich und die UdSSR unterzeichnen ein Abkommen über Entschädigungen für sowjetisch verwaltete Betrieb: Österreich soll 150 Millionen Dollar innerhalb von sechs Jahren zahlen und zehn Jahre lang jährlich eine Million Tonnen Rohöl liefern.
27.07.1955   Der Staatsvertrag tritt in Kraft, die letzte Sitzung des Aliierten Rates findet statt.
01.08.1955   Die erste Fernsehsendung in Österreich wird ausgestrahlt.
07.09.1955   Beschluss des Wehrgesetzes im Nationalrat (Allgemeine Wehrpflicht von 9 Monaten).
23.10.1955   Österreich und Italien unterzeichnen ein Abkommen, wonach Triest der Heimathafen österreichischer Schiffe wird.
25.10.1955   Abzug der letzten Besatzungstruppen. Die letzten französischen und britischen Besatzungstruppen verlassen Nord und Osttirol. Österreich ist nunmehr außenpolitisch voll handlungsfähig.
26.10.1955   Beschluss der immerwährenden Neutralität Österreichs durch den Nationalrat (Neutralitätsgesetz). Der Tag wird zum "Tag der Fahne" erklärt und ab 1965 zum Nationalfeiertag.
03.11.1955   Die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) wird gegründet.
15.12.1955   Aufnahme Österreichs in die UNO
     
     
08.10.1956   Außenminister Figl übergibt Botschafter Corrias das Memorandum der Bundesregierung betreffend Südtirol, in dem alle offenen Punkte des Pariser Abkommens behandelt werden.
     

zum Menü

 

 

 

Copyright: Ing. Wilfred Kopper, D-91056 Erlangen, Dreibergstraße 2
Bei Fragen und Unklarheiten wenden Sie sich bitte an: wilfred@kopper.info
Hinweis / Disclaimer: Wir machen besonders aufmerksam, dass wir für den Inhalt gemailter oder geposteter Beiträge,
für genannte Querverweise und weiterführende Link-Adressen keine Verantwortung übernehmen können.